Das Arbeitsrecht in Kirche und Diakonie ist ein besonderes, weil es sich vom staatlichen Arbeitsrecht unterscheidet. Die Arbeitsbedingungen werden nicht mit Mitteln des Arbeitskampfs errungen, sondern durch Verhandlungen (und gegebenenfalls Schlichtung) zwischen Dienstgebern und Dienstnehmern ermittelt. Diese Verfahren mag man unterschiedlich bewerten – in der freien Wirtschaft ist das eine (z.B. aktuell der Streik der Lufthansa-Piloten) wie das andere (Sozialpartnerschaft in der Chemie) zu finden. In den Kirchen wurde das konsensorientierte Modell verfolgt – und es steht, da die Mittel des Arbeitskampfes nicht vorgesehen sind, von gewerkschaftlicher Seite in der Kritik.
Um allerdings im Wettbewerb um die Fachkräfte bestehen zu können, müssen Entlohnung und Arbeitsbedingungen kirchlicher und diakonischer Arbeitgeber, gerade im Pflegebereich, konkurrenzfähig sein. Den Spagat zwischen Kosten und Profilbildung zu meistern, ist eine Herausforderung an die Führung diakonischer Einrichtungen. Und der Kommunikation mit den Mitarbeitenden komme dabei ganz besondere Bedeutung zu, sagte Clemens Schlegelmilch vom Novalis Diakonieverein e.V. beim AEU-Unternehmergespräch am 23. November 2016.
Nicht erst seit dem Niedergang der Zinsen stellt sich die Frage, ob es nicht eine ethische Entscheidung ist, wo und wie Geld angelegt wird. Denn wer Geld anderen Unternehmen oder Staaten zur Verfügung stellt, ermöglicht ihnen, damit ihre Ziele zu verfolgen. Stehen diese immer im Einklang mit denen der Geldgeber?
In der Landespolitik gibt es aktuell eine Diskussion, ob die Rücklagen des Landes Sachsen-Anhalt ethisch und ökologisch angelegt werden sollen. Auf Einladung des finanzpolitischen Sprechers der SPD-Fraktion im Landtag Sachsen-Anhalts, Dr. Andreas Schmidt, stellte Studienleiter Holger Lemme den Leitfaden für ethisch-nachhaltige Geldanlage der EKD vor und erläuterte die Erfahrungen bei der Umsetzung in der Landeskirche. In der Aussprache wurde deutlich, dass die Erarbeitung von ethischen und ökologischen Kriterien einen intensiven Diskussionsprozess voraussetzt. Zwar bedarf es eines erhöhten Aufwands für die ethisch-nachhaltige Vermögensverwaltung, aber Anleger können damit ihre Vorstellungen von Zukunftsfähigkeit befördern. Und für das Land könnte das heißen, politische Weichenstellungen in Blick auf Corporate Governance und Nachhaltigkeit bei den eigenen Geldanlageentscheidungen aktiv zu unterstützen.
Zum Arbeitstreffen in München: Karl-Ulrich Gscheidle, Renate Fallbrüg, Peter Lysy, Hubertus Räde, Holger Lemme, Thomas Löffler, Stephan Eimterbäumer, Jochen Gerlach (v.l.n.r.).
Die schnelle technologische Entwicklung stellt auch die Krankenkassen vor neue Herausforderungen. Digitale Kommunikationskanäle werden von den Versicherten mehr und mehr nachgefragt. Gerade die Allgemeinen Ortskrankenkassen, zu deren Markenkern die Nähe zu den Versicherten gehört, sind gefordert, ihre Abläufe umzustellen und den Kunden die gewohnte Beratungsqualität auf allen Kanälen anzubieten. Und zugleich müssen sich die vormals öffentlich-rechtlichen Anstalten dem politisch gewünschten Wettbewerb der Krankenversicherungen stellen.
Diese Herausforderungen bedürfen einer entsprechenden Führungskultur. Daher traf sich der KDA-Ausschuss „Führung und Verantwortung“ am 3. November 2016 zum Gespräch mit Hubertus Räde, stellv. Vorstandsvorsitzender der AOK Bayern. Er erläuterte, wie ein neues, gemeinsames Führungsverständnis entwickelt wurde. Die rund 1.000 Führungskräfte der AOK Bayern sind nun gefordert, dieses in ihren Einheiten mit Leben zu füllen. So fand ein konstruktiver Austausch über anspruchsvolle Change-Prozesse, Erfolgsfaktoren und das Fingerspitzengefühl von Führungsverantwortlichen in München statt.
Für in Not geratene Familien im frühen 16. Jahrhundert war es eine Heilsbotschaft: Der Eisenacher Prediger Jacob Strauß bewertete nicht nur das Verlangen, sondern auch das Zahlen von (Wucher-)Zinsen als Sünde. Da die Zinsen damals bis zu 20 Prozent betrugen und insbesondere auf die Nutzung von Grundbesitz erhoben wurden, sahen die Schuldner einen Ausweg aus ihrer Verzweiflung – was der reformatorischen Bewegung einen Schub gab. Martin Luther betonte in Bezug auf den Wucher wiederholt, dass Gerechtigkeit und Nächstenliebe auch bei Geldgeschäften maßgeblich seien, Schuldnern in Not also Zinsen erlassen werden müssten.
Die soziale Dimension der Reformation wurde auf der interdisziplinären Tagung „Vom Wucher zur internationalen Finanzkrise“ am 11. bis 13. November 2016 in Eisenach intensiv diskutiert. Auf Einladung der Evangelische Akademie Thüringen und der Friedrich-Schiller-Universität Jena kamen HistorikerInnen, Theologen, Kunstgeschichtler und Finanzexperten miteinander ins Gespräch, um die Eisenacher reformatorischen Impulse für die Gegenwart fruchtbar zu machen. Akademiedirektor Prof. Dr. Michael Haspel erklärt: „In der Reformationszeit spielt die Auseinandersetzung über den Zins und den Wucher eine bedeutsame Rolle. Viele derer, die den Ablass für richtig hielten, hielten auch das Zinsnehmen für erlaubt. Doch gerade diese hohen Zinsen hielten viele Menschen über Generationen hinweg in Abhängigkeit und Armut. Vielleicht haben damals gerade deshalb die Menschen in Eisenach und Mitteldeutschland so enthusiastisch auf die Botschaft der Reformation gehört, weil die geistliche Freiheit auch Befreiung aus weltlichen Zwängen verhieß“.
Und wie sieht es heute aus? Es hat wohl seinen Grund in der Anonymität zwischen Schuldnern und Gläubigern, dass die Gier leicht überhand gewinnen könne, so das Fazit auf dem Abschlusspodium. Der Blick auf die konkreten Lebensumstände der Menschen wäre dagegen geeignet, sie vor ungerechten Urteilen und überzogenen Forderungen zu bewahren.
Die Pressemitteilung zur Wuchertagung finden Sie hier.
Am 27. November ist der erste Advent. Für viele Menschen beginnt damit der Druck, rechtzeitig ein geeignetes Weihnachtsgeschenk für die Lieben einzukaufen. Foto: (c) flickr/ Photographys with my Olys
Die Thüringer Allianz für den freien Sonntag begrüßt das Urteil des OVG. Logo: Sonntagsallianz
Im laufenden Jahr werden die Geschäfte in Erfurt nur noch an einem Sonntag öffnen: am 2. Advent (4. Dezember). Denn das Thüringer Oberverwaltungsgericht hatte am 22. September 2016 insgesamt 20 in diesem Jahr in Erfurt geplante Sonntagsöffnungen gestoppt. Die Thüringer Allianz für den freien Sonntag begrüßt das Urteil des OVG, das damit das im Grundgesetz verankerte Recht der Arbeitnehmer/innen auf den arbeitsfreien Sonntag untermauert. „Gemeinsam freie Zeit verbringen zu können, ist für Familien und das soziale Miteinander unbedingt notwendig. Wir Menschen brauchen diese Auszeit von der Arbeit – um zusammen feiern, spielen oder einfach die Ruhe genießen zu können. Es ist richtig und wichtig, dass der Sonntag auch für die Beschäftigten im Einzelhandel ein freier Tag ist“, sagt Holger Lemme, Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt der EKM und Mitglied der Sonntagsallianz.
Miteinander "Demokratie" erlernen, denken und erleben. "Betzavta"-Workshop in der Evangelischen Akademie Thüringen vom 24. bis 28. Oktober 2016. Foto: (c) Stephan Schack
Unter dem Titel „Gesellschaftliches Zusammenleben leben – Mit „Betzavta“ Demokratie gestalten“ fand in der vergangenen Woche eine „Betzavta“-TrainerInnenausbildung in der Evangelischen Akademie Thüringen in Neudietendorf statt.
Die Teilnehmenden, Mitarbeitende und Studierende an Hochschulen und PraktikerInnen der Jugend- und Erwachsenenpädagogik, widmeten sich dazu fünf Tage lang intensiv ihrem eigenen Demokratieverständnis und bekamen Impulse und Anregungen für die Entwicklung eines demokratischen Miteinanders in Gruppen und in der Gesellschaft. Dabei wurden Aspekte wie „Demokratische Prinzipien“, „Minderheit und Mehrheit“, „Gleichheit und Gleichberechtigung“ sowie „Demokratische Entscheidungsfindung“ besprochen. Aktuelle gesellschaftliche Fragestellungen und Herausforderungen wurden dabei ebenso diskutiert wie das demokratische Miteinander in der Seminargruppe.
Stephan Schack, Studienleiter für politische Jugendbildung an der Evangelischen Akademie leitete den Workshop. Er erklärt: „Angesichts der aktuellen Herausforderungen in der Gesellschaft in Deutschland hat sich Betzavta als ein überzeugendes und innovatives Handwerkszeug bewährt, um eine demokratische und diversitätsbewusste Anerkennungskultur zu entwickeln.“