Unsichtbares Theater im Wahljahr 2024
Das Theater bleibt unsichtbar, aber die Themen der Szenen sind umso sichtbarer. Foto: © Schreiter/EAT Die Themensammlung startete mit Zeitungstheater, bei dem kleine Szenen aus Zeitungsartikeln erarbeitet werden. Foto: © Schreiter/EAT Mit einer kleinen Challenge haben die Teilnehmenden geübt, sich im öffentlichen Raum auffällig zu verhalten. Gar nicht so einfach, aber auch gar nicht so schlimm. Foto: © Schreiter/EAT
Es ist eine große Herausforderung auf einer Bühne Theater zu spielen. Es kostet mindestens ebenso viel Überwindung, an einem öffentlichen Ort laut und deutlich Themen anzusprechen und Haltung zu zeigen. Gleich beides verlangt Unsichtbares Theater. In der vergangenen Woche ließen sich acht angehende Florist:innen des CJD Berufsbildungswerks Gera auf das Abenteuer ein und trugen ihre Themen als Unsichtbare Theaterszenen in die Geraer Innenstadt.
Dabei sprangen alle über ihren Schatten und trauten sich, in der Öffentlichkeit mit einem Thema aufzufallen, dass ihnen in diesem Wahljahr besonders am Herzen liegt. In einem Kaufhaus diskutierten sie in der Umkleidekabine laut darüber, dass jeder Mensch sich angstfrei so anziehen und zeigen können sollte, wie er oder sie möchte. Dass die Szene Wellen schlug, merkte man noch vor dem Geschäft: Eine Mutter diskutierte mit ihrem Sohn darüber, wie kurz Kleidung bei Mädchen sein sollte. Es gelang also, dass Thema zu platzieren und Menschen darüber in Austausch bringen.
In einer weiteren Szene ging es um Inflation, steigende Preise und die finanziell schwierige Lage, in der junge, alleinerziehende Mütter stecken. Eine Bekannte drückt spontan einer jungen Frau Geld in die Hand, damit sie ihrem Sohn ein Geburtstagsgeschenk kaufen kann. Eine Geste, die für Aufsehen sorgte.
Zum Abschluss ging es von den Alltagsszenen zur verfassten Politik. Was sagen Parteien zu den Themen Inflation, Kinderarmut oder Sexismus und Geschlechterrollen? Welche Rolle spielen die Sorgen und Fragen der Jugendlichen bei der Europawahl? Dabei wurden die Unterschiede der Parteien sehr deutlich und die Teilnehmenden kamen ihrer Wahlentscheidung ein Stückchen näher.
Im Feedback schrieben sie auf, was sie aus der Woche mitnehmen: „Ich war mutig“ – „Den Zusammenhalt in unserer Klasse“ – „Ich kann, egal in welchem Moment, über meinen Schatten springen“ – „Situationen sind meist nicht so schlimm, wie man sich sie vorher ausmalt“.
Die Projektwoche war Teil des Projekts „Wer die Wahl hat… Unsichtbares Theater im Wahljahr 2024“ gemeinsam mit dem CJD Deutschland. Es wird vom Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport gefördert.
Übrigens: Ein zweiter Workshop findet in den Sommerferien in Erfurt statt. Der Termin wird noch festgelegt, die Teilnahme ist kostenfrei und Interessierte zwischen 16 und 27 können sich gerne melden!
Veröffentlicht am 21. Mai 2024