Evangelische Akademie Thüringen

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Betzavta zum Kennenlernen

Welcher Entscheidungsweg ist der demokratischste? Eine komplexe Frage, ohne Pauschalantwort. Foto: Jan Alaxander auf Pixaby
Welcher Entscheidungsweg ist der demokratischste? Eine komplexe Frage, ohne Pauschalantwort. Foto: Jan Alaxander auf Pixaby

Was ist demokratisch? Die erste Assoziation auf diese Frage sind oft Wahlen und damit Mehrheitsentscheide. Aber sind diese wirklich ein so demokratisches Mittel? Wenn eine Mehrheit, und manchmal sogar nur eine knappe, für alle entscheidet, so werden Minderheiten nicht berücksichtigt. Im Gegensatz dazu steht eine Konsensentscheidung, bei der sich alle Beteiligten auf eine gemeinsame Lösung einigen, mit der sie zutiefst einverstanden sind. Das bietet die Chance alle zufriedenzustellen, dauert aber oft lange und ist in manchen Konfliktfällen auch nicht umsetzbar. In der Mitte liegt der Kompromiss, bei dem alle ein bisschen verzichten. Welche dieser Entscheidungen ist nun die demokratischste? Kann man das eigentliche pauschal sagen?

Beim Seminar Mehrheitsentscheidung vs. Konsens – Betzavta zum Kennenlernen stellten sich am 10. und 17. Juli insgesamt 25 Haupt- und Ehrenamtliche aus der Bildungsarbeit in einem Online-Seminar diesen Fragen. Gemeinsam mit der Initiative Thüringen 20+, Blitz e.V. und dem Demokratiecamp lud die Evangelische Akademie Thüringen dazu ein, zum einen sich mit der Frage nach Mehrheitsentscheiden in der Demokratie auseinanderzusetzen und zum anderen Betzavta als Demokratielernprogramm kennenzulernen. Entwickelt vom ADAM-Institut für Demokratie und Frieden in Jerusalem bietet es keine fertigen Antworten auf Fragen des Zusammenlebens. Es folgt dem Leitgedanken, dass jedem und jeder das prinzipiell gleiche Recht auf freie Entfaltung zusteht, was notwendigerweise zu Konflikten führt. Mehrheitsentscheide können diese zwar verhältnismäßig schnell lösen, aber nicht zwischen Menschen vermitteln. Konsensentscheidungen dauern länger und werden mit einer steigenden Anzahl von Beteiligten immer schwieriger.

Am Ende beider Seminare standen also viele Fragezeichen, einige Erkenntnisse zur eigenen demokratischen Haltung und der Wunsch, sich noch viel tiefgehender und länger mit Betzavta-Methoden und den Herausforderungen des demokratischen Miteinanders zu beschäftigen.