Evangelische Akademie Thüringen

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Das bin alles ich!

So vielfältig wie die Teilnehmenden waren auch ihre Avatare, die sie im Seminar erstellten. Foto: Screenshots (avatar24.de, ageofgames.net und wowhead.com)
So vielfältig wie die Teilnehmenden waren auch ihre Avatare, die sie im Seminar erstellten. Foto: Screenshots (avatar24.de, ageofgames.net und wowhead.com)

Ein stattlicher Krieger in blauschimmernder Rüstung mit flammendem Schwert, der durch die Weiten der Tundra auf einem Tiger reitet; ein Bikini-Model, das mit hartem Training und genauer Kontrolle des Essens das Maximum aus ihrem Körper herausholt; ein Fußballer, der auf YouTube seine besten Tricks zeigt und dessen Haare dabei perfekt sitzen… Online wimmelt es von Identitätsentwürfen und Möglichkeiten sich selbst darzustellen. Insbesondere für Jugendliche, aber längst nicht nur für sie, sind sogenannte Social Media damit ein wichtiger Austragungsort für die Suche nach dem eigenen Ich und die Präsentation der wechselnden Ergebnisse. Das bietet Freiräume, sich auszuprobieren und selbst zu verwirklichen, aber birgt auch pädagogische Herausforderungen. Denn wie unterscheidet man ein erstrebenswertes Ziel von einem unrealistischen Ideal? Und wie ein bewundernswertes Idol von einem schlechten Vorbild, das einen das Selbst eher vergessen macht als die Ich-Werdung zu unterstützen?

In der vergangenen Woche gingen 16 Religionslehrerinnen und -lehrer in einem Seminar des Religionspädagogischen Instituts Loccum (RPI) unter Anleitung von Dr. Annika Schreiter der Frage nach, welche Rolle digitale Medien bei der Identitätsentwicklung von Jugendlichen spielen. Organisiert wurde das Seminar unter dem Titel „Mein Weg, meine Wahrheit, mein Leben. Identitätsfindung von Jugendlichen mit Medien“ von Dr. Simone Liedtke, Dozentin für Medienpädagogik am RPI. Es bestand aus einer Mischung aus wissenschaftlichem Vortrag, Selbstauseinandersetzung und Ausprobieren. Im Zentrum standen dabei erprobte Methoden aus der Jugendbildungsarbeit der Evangelischen Akademie Thüringen und der Jugendbildungsstätte Junker Jörg, wie z.B. Selbsterfoschungsübungen aus dem Projekt Bubble Crasher oder der Avatar-Workshop, der als Bildungsmodul in der Jugendbildungsstätte Junker Jörg angeboten wird. Ergänzt wurde das Angebot aus Thüringen mit Filmempfehlungen von Simone Liedtke. Die Lehrerinnen und Lehrer erschlossen sich so Wege, mit ihren Schulklassen über Identität und Medien, über Selbstoptimierungs-Zwang und Freiräume ins Gespräch zu kommen und sie auf dem steinigen Weg zu sich selbst ein wenig zu unterstützen.