Evangelische Akademie Thüringen

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Denksäule für „Gewaltlos leben“ in Langenschade eingeweiht

  • Andreas Ilse (Thüringer Archiv für Zeitgeschichte) erläutert das Projekt „DENKOrte“. Foto: © Kranich/EAT
    Andreas Ilse (Thüringer Archiv für Zeitgeschichte) erläutert das Projekt „DENKOrte“. Foto: © Kranich/EAT
  • Dr. Sebastian Kranich (Direktor der Ev. Akademie Thüringen) liest aus Briefen von Jo Winter. Foto: © Kranich/EAT
    Dr. Sebastian Kranich (Direktor der Ev. Akademie Thüringen) liest aus Briefen von Jo Winter. Foto: © Kranich/EAT
  • Die Denksäule wird gefeiert. Foto: © Kranich/EAT
    Die Denksäule wird gefeiert. Foto: © Kranich/EAT

Was gefährdet den Frieden? Bei der Ankunft im Kirchgarten bekam man sofort einen dicken Stift in die Hand gedrückt. Rasch standen viele Antworten auf der Papier-Umkleidung der Denksäule: Hass, Machtgier, Fanatismus, Borniertheit, Geldgier, Rüstung, Hunger, fehlende Bildung …

Etwa 100 Teilnehmende waren am Samstag, den 15. Oktober nach Langenschade (Unterwellenborn) gekommen, um die Einweihung der Denksäule für die Friedensgruppe „Gewaltlos leben“ zu erleben: Die Jugendlichen der 1980er Jahre und jüngere Mitglieder der Gruppe, doch auch viele Gäste und weitere Menschen, die in einer Beziehung zu Pfarrer Jo Winter standen, auf dessen Initiative „Gewaltlos leben“ 1984 entstand.

Der Geist der christlichen DDR-Opposition lebte auf in der Andacht der Ortspfarrerin Bärbel Hertel. Auszüge aus der Gemeindechronik, die Jo Winter geschrieben hatte, führten zurück zu den Auseinandersetzungen um Schwerter zu Pflugscharen, den Ausbau des „roten Lochs“ als Jugendraum in der Kirche und den Zersetzungsversuchen der Friedensarbeit durch die Stasi.

Akademiedirektor Dr. Sebastian Kranich erhielt anschließend das Wort: Als Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Projekts „DENKOrte“ und Mitinitiator des DENKOrts Langenschade, aber mehr noch als jemand, der im Sommer 1988 zur Gruppe gestoßen war. Er präsentierte Auszüge aus Briefen von Jo Winter bis zum Herbst 1989, in denen dieser im O-Ton zu vernehmen war.

Aus der dichten Atmosphäre in der Dorfkirche ging es dann hinaus zur Säule. Hier erklärte Andreas Ilse vom Thüringer Archiv für Zeitgeschichte (ThürAZ), worum es beim Projekt „DENKOrte“ geht: um Thüringer Orte der Repression, Opposition und Zivilcourage in der DDR. Und er erläuterte, warum Langenschade nun wie das DDR-Kinder- und Sonderschulheim Veste Heldburg, das DDR-Durchgangsheim Schmiedefeld und das Evangelische Rüstzeitheim Haus Braunsdorf zu einem Denk- und Lernort werden soll.

Nun kam der große Moment: Die Papier-Umkleidung wurde sorgsam abgetrennt und zum Vorschein kam die Säule: Gestaltet von der Gruppe – in Anlehnung an die Papp-Litfaßsäule, die zu einem großen Treffen der Gruppe Ende der 1980er Jahre gefertigt worden war und die sich nun wie viele Plakate und Zeugnisse im ThürAZ befindet. Angestoßen wurde mit Sekt, Saft und Wasser. Dann gab es viel zu erzählen bei Kaffee, Kuchen und Bratwurst vom Grill.

Wer die Denksäule sehen und studieren will, kann getrost nach Langenschade fahren. Sie steht frei zugänglich im Kirchgarten, exakt in der Mitte des Dreiecks der Denkmale für die Kriege von 1870/71, 1914-1918 und 1939-1945.