Evangelische Akademie Thüringen

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Evangelische Friedensethik im Visier – Online-Studientag zu aktuellen Herausforderungen

Podiumsdiskussion: Der Ukraine-Krieg und seine Bewertung in der evangelischen Friedensethik; Disput zwischen verschiedenen Positionen. Screenshot: EAT
Podiumsdiskussion: Der Ukraine-Krieg und seine Bewertung in der evangelischen Friedensethik; Disput zwischen verschiedenen Positionen. Screenshot: EAT

Evangelische Akademien sind Diskursorte. Das zeigte sich eindrucksvoll beim Online-Studientag: „Im Angesicht das Ukrainekrieges: Evangelische Friedensethik vor neuen Herausforderungen“. Eingeladen für den 12. Mai hatten fünf Akademien: Bad Boll, Rheinland, Villigst, Sachsen und Thüringen.

Das Interesse war groß. Kein Wunder, wird die Tragfähigkeit evangelischer Friedensethik doch seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine heiß diskutiert. Unmöglich, den Tag in wenigen Sätzen zusammenzufassen. Geplant ist, die Vorträge und Impulse der Referenten online verfügbar zu machen und eine epd-Dokumentation zu erstellen.

Dennoch sei ein Kernpunkt des Diskurses benannt. Einigkeit bestand darin: Mittlerweile seien alle Positionen bekannt und Standpunkte ausgetauscht. Jetzt gelte es eine strukturierte Debatte zu führen. Von einer kompletten Revision evangelischer Friedensethik könne dabei nicht die Rede sein. Das Leitbild des gerechten Friedens behalte seine Gültigkeit. Doch sei genauer zu bedenken, unter welchen Umständen, mit welchen Zielen und mit welchen Mitteln der Einsatz militärischer Gewalt als ultima ratio legitim bzw. geboten sei.

Prof. Reiner Anselm (Universität München) etwa stellte fest: Das Reden von „Dilemmasituationen“ reiche nicht aus. Die Aussage, dass man so oder so schuldig würde, ob man Waffen liefere oder nicht, führe nicht weiter. Dann wären am Ende nur alle Katzen grau. Stattdessen brauche es eine Güterabwägung anhand klarer Kriterien: Was ist größer: Der Nutzen oder Schaden, wenn ich so oder so handle?

Deutlich wurde auch, dass in der Politik der Blick auf Ost- und Ostmitteleuropa durch eine zu große Fixierung auf Russland lange getrübt war. Die Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe, die in der Tschechoslowakei geborene FDP-Politikerin Renata Alt (MdB), berichtete eindrucksvoll von ihrem Bemühen, das zu ändern. Greifbar wurde so der Satz auf ihrer Homepage: „Ich setze mich für eine engere Einbindung der östlichen EU-Nachbarn und den Dialog mit schwierigen Partnern ein.“