Evangelische Akademie Thüringen

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Grenzerfahrung und Hoffnung: Coronakrise online

Podiumsdiskussion via Zoom-Konferenz, v.l.o.n.r.u.: S. Kranich, J. Braband, K. Brandenburg, N. Knoeppfler. Foto: © EAT
Podiumsdiskussion via Zoom-Konferenz, v.l.o.n.r.u.: S. Kranich, J. Braband, K. Brandenburg, N. Knoeppfler. Foto: © EAT

Der 25. Januar war der Abend, an dem die Hashtags #CandyCrush und #Ramelow auf Twitter trendeten. Und so stellte Franz-Josef Schlichting zu Beginn der Diskussion über die Corona-Krise in Thüringen mit einem Augenzwinkern fest: Man sei auf „Zoom“ und nicht auf „Clubhouse“.

Tatsächlich ging es um echte Probleme bei dieser Online-Veranstaltung, zu der der Leiter der Thüringer Landeszentrale für politische Bildung mit dem Direktor der Evangelischen Akademie Thüringen, Dr. Sebastian Kranich, eingeladen hatte.

Julia Braband, Krankenschwester und Theologiestudentin, meinte: Derlei aufgeheizte Debatten interessierten im Krankenhaus keinen. Das Gesundheitssystem sei krank – und das seit Jahren. Jetzt seien hier alle endgültig an der Belastungsgrenze. Klatschen helfe nicht. Man brauche schlicht mehr Personal.

Ein weiteres Manko war rasch beim Thema Digitalisierung ausgemacht. Ob in den Schulen oder den Gesundheitsämtern – Deutschland fielen hier gerade die Versäumnisse des letzten Jahrzehnts auf die Füße, meinten ganz ähnlich Prof. Karlheinz Brandenburg und Prof. Nikolaus Knoeppfler.

Was die Strategien bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie angeht, ergab sich ein differenziertes Bild. Man müsse in solch einer Situation immer hinzulernen, so die beiden Mitglieder im Corona-Beirat der Thüringer Landesregierung Knoeppfler und Brandenburg. Das große Engagement und der gute Wille aller Beteiligten in Politik und Wissenschaft sei zunächst einmal zu würdigen.

Voraussagen seien schwer zu machen. Und ob der Sommer 2021 schon leichter werde, oder ob erst im Sommer 2022 Entwarnung gegeben werden könnte – darauf könne sich keiner festlegen.

Dennoch müsse in der gegenwärtigen Situation auf besonders belastete Gruppen geachtet und hier Erleichterung geschaffen werden. Etwa für Familien und Kinder, aber auch für Studierende, die ihre Jobs verloren haben, so die Diskutanten.

Die Ambivalenz zwischen Hoffen auf weiter sinkende Zahlen bei den Neuinfektionen und Bangen vor gefährlichen Virusmutationen konnte an diesem Abend niemand auflösen. Auch wenn konkrete Schritte für eine Öffnung bei einer Entspannung der Lage – zunächst von Kindergärten und Grundschulen – ins Auge genommen wurden.

Wie wichtig angesichts dessen eine christliche Hoffnung sei, machte Julia Braband in ihrem Schlussstatement deutlich. Der letzte Eintrag im Chat lautete: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“

Insgesamt verfolgten über 80 Teilnehmende die Diskussion auf YouTube und konnten sich auf Zoom daran beteiligen. Der Livestream wurde aufgezeichnet und ist auf der YouTube-Seite der Evangelischen Akademie hier abrufbar.