Evangelische Akademie Thüringen

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Martin Luthers Obrigkeitslehre stammt aus Weimar

  • Das Cover des Buches zeigt einen Ausschnitt des Cranach-Altars in der Weimarer Stadtkirche St. Peter und Paul: Christus als Lamm Gottes, Johannes den Täufer, Lucas Cranach den Älteren sowie Martin Luther (v.links)
    Das Cover des Buches zeigt einen Ausschnitt des Cranach-Altars in der Weimarer Stadtkirche St. Peter und Paul: Christus als Lamm Gottes, Johannes den Täufer, Lucas Cranach den Älteren sowie Martin Luther (v.links)
  • Ausschnitt vom Mittelteil des Cranach-Flügelaltars in der Stadtkirche St. Peter und Paul, die in Weimar auch als Herderkirche bekannt ist
    Ausschnitt vom Mittelteil des Cranach-Flügelaltars in der Stadtkirche St. Peter und Paul, die in Weimar auch als Herderkirche bekannt ist

In dem soeben erschienenen Buch „Weimar und die Reformation. Luthers Obrigkeitslehre und ihre Wirkungen“ wird die Bedeutung von Luthers Schrift „Von weltlicher Obrigkeit“ (1523) thematisiert. In seiner daraus entstandenen Obrigkeitslehre definiert Luther das Verhältnis zwischen geistlicher und weltlicher Macht neu: Er appelliert an die weltlichen Herrscher, dem Evangelium zu folgen und zur Besserung der Christenheit Verantwortung zu übernehmen. Damit hat Martin Luther maßgeblich dazu beigetragen, dass sich zu jener Zeit bereits erste Anfänge eines durch Staat und Gesellschaft verantworteten Bildungs- und Sozialsystems herausbilden konnten. In zehn Beiträgen wird ein Bogen von der Grundlegung dieser Obrigkeitslehre in Weimar über ihre Wirkung im 17. und 18. Jahrhundert bis hin in die Moderne gespannt.

Die Wirkungen von Luthers Obrigkeitslehre finden nicht nur Gestalt im früh entwickelten Landeskirchentum. Die weltlichen Herrscher übernahmen zu jener Zeit auch die Verantwortung für Bildung, Wohlfahrt und Armenfürsorge. Dies konnte geschehen, indem Kirchengüter für die Unterhaltung von Kirchen, Schulen und Wohlfahrtseinrichtungen eingesetzt wurden. „Damit steht Weimar zur Zeit des ernestinischen Herzogs Johann und später unter Johann Friedrich und seinen Söhnen für eine beispielhafte Umsetzung des reformatorischen Programms“, betont Prof. Dr. Christepher Spehr, Lehrstuhlinhaber für Kirchengeschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Neben Spehr sind auch Akademiedirektor Prof. Dr. Michael Haspel sowie Prof. Dr. Wolfgang Holler, Generaldirektor Museen der Klassik-Stiftung in Weimar Mitherausgeber der Publikation.

Das Buch ist erhältlich bei der Evangelischen Verlagsanstalt in Leipzig. Es geht zurück auf die Tagung „Weimar und die Reformation. Luthers Obrigkeitslehre und ihre Wirkung von Weimar in die Moderne“ vom 24. bis 26. Oktober 2014 in Weimar anlässlich der Lutherdekade zum Thema „Reformation und Politik“.

Christopher Spehr/Michael Haspel/Wolfgang Holler (Hg.): Weimar und die Reformation. Luthers Obrigkeitslehre und ihre Wirkungen. Evangelische Verlagsanstalt GmbH, Leipzig 2016, ISBN: 978-3-374-04278-4, 24,00 EUR