Evangelische Akademie Thüringen

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Projektwoche über Jugendliche in der DDR, die "nicht artig" waren...

Projektwoche mit Schülerinnen und Schülern der 9. Jahrgangsstufe. Foto: © EAT
Projektwoche mit Schülerinnen und Schülern der 9. Jahrgangsstufe. Foto: © EAT

Letzten Freitag ging es laut zu im großen Seminarraum der Jugendbildungsstätte Junker Jörg, denn während der Abschlusspräsentation wurden auch Hör-Kostproben ehemaliger DDR-Punkbands vorgestellt. „Wir wollen immer artig sein!“ hieß das Motto einer Woche zu Jugendsubkulturen der DDR und da durften natürlich auch die Punks nicht fehlen. Rund 40 Jugendliche aus den 9. Klassen des Gymnasiums Ernestinum in Gotha und des Gymnasiums Casimirianum in Coburg zeigten, womit sie sich eine Woche lang beschäftigt hatten. Neben dem Alltag einer Jugend in der DDR, mit FDJ und Pionierorganisation, ging es in den Präsentationen auch um Jugendliche, welche von der DDR-Staatssicherheit schon in den 7. Klassen als Inoffizielle Mitarbeiter (IM) angeworben wurden oder um Haftgeschichten Jugendlicher, welche die DDR verlassen wollten und wegen „Republikflucht“ in den Untersuchungshaftanstalten der Stasi landeten.

Sehr eindrücklich gezeigt wurden diese Schicksale beim Besuch der Gedenkstätte Andreasstraße in Erfurt – der ehemaligen Untersuchungshaftanstalt – und im darauf folgenden Gespräch mit Zeitzeugen. Die Jugendlichen bekamen mittels Filmen, Dokumentationen oder den Kopien von Stasi-Akten einen Einblick, wie eng oft die Spielräume waren, welche den Jugendlichen blieben, die eben nicht „artig“ waren. Immer wieder staunten die jungen Leute, wie selbstverständlich sie ihr Leben heute frei gestalten können und wie sich eine Diktatur von einer Demokratie unterscheidet. Oft betroffen von den Schicksalen Gleichaltriger in einem Unrechtsstaat waren sie sich einig, dass sich so etwas nie wiederholen darf.

Neben den thematischen Schwerpunkten in den Seminaren gab es aber auch Raum zum Kennenlernen. So sangen viele der Jugendlichen gemeinsam an den Abenden, spielten Tischtennis oder Kicker und kamen sich im Gespräch näher. Das wunderbar milde und sonnige Wetter ließ auch Spaziergänge zur Wartburg oder durch den bunten Herbstwald zu. Als es dann am Freitag Abschied nehmen hieß, mischte sich bei einigen der Jugendlichen darum wohl auch ein wenig Wehmut in die Freude, dass es nun wieder nach Hause geht. Einig waren sich alle Beteiligten darin, dass es auch im nächsten Jahr wieder eine solche Woche geben sollte.