Evangelische Akademie Thüringen

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Verschlüsselung im digitalen Zeitalter

  • Journalist Stefan Mey erklärte technische Hintergründe, kriminielle Abgründe und zivilgesellschaftliche Vorteile des Darknet. Foto: © EAT
    Journalist Stefan Mey erklärte technische Hintergründe, kriminielle Abgründe und zivilgesellschaftliche Vorteile des Darknet. Foto: © EAT
  • Vernetzt, verpetzt, verschlüsselt - Die Teilnehmenden sammelten zu Beginn ihre Erfahrungen mit Online-Diensten, Datensammlung und digitaler Selbstverteidigung. Foto: © EAT
    Vernetzt, verpetzt, verschlüsselt - Die Teilnehmenden sammelten zu Beginn ihre Erfahrungen mit Online-Diensten, Datensammlung und digitaler Selbstverteidigung. Foto: © EAT
  • Reden über Digitalisierung ist wichtiger Bestandteil des Netzpolitischen Fachtags: Wie stelle ich mich im Netz so dar, dass ich mich damit wohlfühle? Foto: © EAT
    Reden über Digitalisierung ist wichtiger Bestandteil des Netzpolitischen Fachtags: Wie stelle ich mich im Netz so dar, dass ich mich damit wohlfühle? Foto: © EAT

Was hat es auf sich mit dem „geheimen Internet“? Wie und zu welchem Zweck bewegt man sich anonym im Netz, wenn das überhaupt möglich ist? Am 15. Oktober fand in der Jugendbildungsstätte Junker Jörg der vierte Netzpolitische Fachtag statt. Unter dem Titel „Krypto… was?“ standen in diesem Jahr Verschlüsselungstechnologien und Informationssicherheit im Mittelpunkt. Stefan Mey, der als Journalist und Autor unter anderem zu technologisch-gesellschaftlichen Themen arbeitet, ging in einem Impuls auf Chancen und Risiken des Darknets ein. Dieser „dunkle“ Bereich der Netzwelt ermöglicht den verschlüsselten Austausch von Daten und Kommunikation. Öffentlich wahrgenommen wird er vor allem als berüchtigter Umschlagsplatz von Drogen, Waffen und anderen kriminellen Machenschaften. Mey betonte aber besonders auch die Chancen der politischen Dimension des Darknets: Es ermögliche Aktivisten den Austausch abseits von staatlicher Überwachung innerhalb restriktiver politischer Systeme und sei so auch eine Zuflucht für Whistleblower. „Wenn es das Darknet nicht gäbe, müsste es erfunden werden“, so Meys These bezogen auf den Beitrag des Darknets zur Informationsfreiheit. Die Technologie arbeitet mit einem eigenen Browser namens Tor sowie Software für den Datentransfer und verschlüsselte Chats.

Das Thema Datenschutz war für die Teilnehmenden in der gemeinsamen Diskussion komplizierter als die bloße Einteilung in „öffentlich“ und „nicht-öffentlich“. Vielmehr geht es um die Frage, wer was von uns wissen darf und was wir dementsprechend von uns preisgeben. Braucht es für den Umgang mit Daten im Internet ein Recht auf Vergessen, auf Löschung von Inhalten, die vor Jahren veröffentlicht wurden? Für die Teilnehmenden war klar, dass Kommunikation sicher sein muss. Informations- und Kommunikationsfreiheit gehen mit der Gefahr des Datenmissbrauchs einher, sollten jedoch ebenso das Recht auf legale digitale Selbstverteidigung einschließen. Dazu braucht es ein stärkeres Bewusstsein für den Umgang mit den eigenen Daten. Eine Aufgabe der Bildung ist die Stärkung von Kompetenzen digitaler Souveränität, insbesondere für junge Menschen. Und: Datenschutz erfordert Mühe. Es bedarf eines gewissen Aufwands, das eigene Datenverhalten zu reflektieren und entsprechende Schutzvorkehrungen zu treffen. Eine Möglichkeit dazu bieten Open-Source-Technologien wie das Darknet und Menschen, die sich – abseits von Konzernen – mit diesen beschäftigen: „Ohne die freie Szene, wie z.B. den Chaos Computer Club, wäre Datenschutz nicht möglich“, gibt ein Teilnehmer seine Gedanken dazu wieder.

Der Netzpolitische Fachtag greift jedes Jahr eine Fragestellung zum Thema Digitalisierung auf. Eingeladen sind generationenübergreifend alle ab 14 Jahre, die diskutieren und überlegen möchten, wie die Digitalisierung gestaltet werden kann und sollte.