Evangelische Akademie Thüringen

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Akademiedirektor in Atlanta

  • Prof. Dr. Michael Haspel und Prof. Dr. Aaron Parker zum  Podiumsgespräch am Morehouse College in Atlanta. © Goethe-Zentrum Atlanta
    Prof. Dr. Michael Haspel und Prof. Dr. Aaron Parker zum Podiumsgespräch am Morehouse College in Atlanta. © Goethe-Zentrum Atlanta
  • The Martin Luther King, Jr. Memorial Mural (Dreams, Visions and Change) von Künstler Louis Delsarte, Professor für Kunst und Menschenrechte am Morehouse College. Foto: ©flickr/wallyg
    The Martin Luther King, Jr. Memorial Mural (Dreams, Visions and Change) von Künstler Louis Delsarte, Professor für Kunst und Menschenrechte am Morehouse College. Foto: ©flickr/wallyg
  • Viele interessierte Studierende hörten dem Podiumsgespräch zu. © Goethe-Zentrum Atlanta
    Viele interessierte Studierende hörten dem Podiumsgespräch zu. © Goethe-Zentrum Atlanta

Am Tag der deutschen Einheit (3. Oktober) war Akademiedirektor Prof. Dr. Michael Haspel zu einem Podiumsgespräch an das Morehouse College nach Atlanta eingeladen. An der traditionell afro-amerikanischen Universität hat in den 40er Jahren auch Martin Luther King, Jr. studiert. Ihm wird an verschiedenen Orten der Universität gedacht und für viele der Studierenden ist er auch heute noch ein Vorbild. Zum Podiumsgespräch kamen viele interessierte – überwiegend schwarze – Studentinnen und Studenten in die Martin Luther King, Jr. International Chapel.
Für Michael Haspel war es eine große Ehre, an die alma mater Kings eingeladen zu sein. Er freute sich über eine kontroverse Diskussion, die sich dem Podiumsgespräch anschloss. „Es hat sich doch gezeigt, dass wir im Rahmen des Reformationsjubiläums zu wenig auf den sozialgeschichtlichen Kontext der Reformation und die sozialethischen Konsequenzen geschaut haben. Das ist eine Anregung und Herausforderung für die nächsten Jahre“, betonte Haspel. Zuvor hatte er in einem Impulsvortrag die Gemeinsamkeiten Luthers und Kings betont. Prof. Dr. Aaron Parker, ein Kenner der Theologie der Schwarzen Kirchen und Martin Luther King, Jr. hingegen hob signifikante Unterschiede der beiden hervor und bezog sich dabei auf Luthers Schrift „Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern“ von 1525. Luther verurteilt in dieser Schrift nicht nur den Aufstand der Bauern gegen soziale Ungerechtigkeit, sondern fordert von den Fürsten ein hartes Durchgreifen gegen die Proteste. Parker verglich die Unterdrückung und Ausbeutung der Bauern zur Zeit Luthers mit der Situation der Schwarzen in den USA vor und während der Bürgerrechtsbewegung. Er verdeutlichte, dass sich Martin Luther King, Jr. immer auf die Seite der Unterdrückten gestellt habe. Auch wenn er selbst für Gewaltlosigkeit eintrat, hätte er niemals die Vernichtung derer gefordert, die Gewalt nicht ausschlossen, wie etwa Anhänger der Black Panther Party, die für einen bewaffneten Widerstand eintraten.

Im Anschluss nutzte Michael Haspel seinen Aufenthalt für weitere Recherchen im Martin Luther King, Jr. Archiv. Der Akademiedirektor ist noch bis zum 8. Oktober im Rahmen des Reformationsjubiläums im Süden der USA auf einer Vortragsreise unterwegs. Seine letzte Station führt ihn in den Bundesstaat Alabama, wo die Bürgerrechtsbewegung Mitte der 50er Jahre mit dem Busboykott von Montgomery ihre Geburtsstunde erlebte. Lesen Sie mehr darüber in den kommenden Tagen im letzten Teil unserer Serie.