Wohlstand im Digitalen Bildungshaus der EKM
Was ist Wohlstand? Um diese Frage drehte sich am 21. Januar 2025 eine Buchvorstellung samt Publikumsgespräch im Rahmen des Studienbereichs Arbeit und Wirtschaft der EAT. Rede und Antwort stand zunächst der Ökonom, Wirtschaftsethiker und Autor des Buches Wohlstand. Ideengeschichtliche Positionen von der Frühgeschichte bis heute (UTB 2024), Sebastian Thieme. Thieme ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Katholischen Sozialakademie Österreichs (ksoe) in Wien, welche – wie die Economists for Future (E4F) – zu den Mitorganisatoren des Abends zählte.
Nach der Vorstellung des Buches führte der Studienleiter der Evangelischen Akademie Frank Fehlberg ein kurzes „ökumenisches“ Zwiegespräch mit dem Autor und Kollegen. Schnell stellte sich heraus, dass eine multiperspektivische Differenzierung des Wohlstandsbegriffes nottut, die über dessen nur zahlenmäßige und materielle Definition hinausreicht. Eine weitere Gemeinsamkeit der katholischen und der evangelischen Analyse war die herausragende Bedeutung der Ethik bei der Bestimmung eines wissenschaftlich und praktisch relevanten Konzepts. Wenn auch diese gemeinsamen Verständnisse wenig überraschend sein mögen, so sprachen sich die beiden Vertreter von ksoe und EAT überraschend einhellig für interdisziplinäre Modelle wie die Sozialökonomik als wünschenswerte Weiterentwicklung der heutigen Volkswirtschaftslehre aus. Wirtschaftswissenschaft sei ohne Sozialwissenschaft nicht zu haben.
Wohlstandsbegriff der Volkswirtschaftslehre zu eindimensional
Die anschließenden Beiträge des Publikumsgesprächs, das von Marlene Merker (E4F) moderiert wurde, zeigten, wie breit aufgestellt eine fundierte Beschäftigung mit dem Thema Wohlstand sein muss. Von der erheblichen Abweichung individueller und gesellschaftlicher Wohlstandsperspektiven über zeitaktuelle und zukünftige ethische Fragen von Wirtschafts- und Gesellschaftswandel bis hin zu Thiemes Vorschlag, zur Ablösung eines so starren und gleichzeitig dehnbaren Wohlstandsbegriffs besser in der Mehrzahl von „Wohlstandsstilen“ zu sprechen – es wurde überdeutlich, dass über Wohlstand anders und besser geforscht werden muss, als es die derzeitige Volkswirtschaftslehre als Einzeldisziplin vermag.
Mit der Abendveranstaltung Gemeinwohl, Wohlstand, Wohlfahrt? hat der Studienbereich Arbeit und Wirtschaft der EAT zum ersten Mal eine Veranstaltung im Digitalen Bildungshaus (DigiBi) der Ev. Kirche in Mitteldeutschland (EKM) ausgerichtet. Die etwa 25 Teilnehmenden sowie das Kooperationsteam aus ksoe, E4F und EAT hat die neuen Möglichkeiten der Videokonferenzplattform bestmöglich zu nutzen gewusst. Für die Zukunft sind weitere Veranstaltungsformate anvisiert – auch in der für den Wohlstand zustande gekommenen Konstellation der Kooperationspartner.
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Die Präsentation des Abends von Sebastian Thieme erhalten Sie im Downloadbereich als PDF-Datei (links).