Evangelische Akademie Thüringen

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Alles außer Kontrolle? – Hass und Demokratiefeindlichkeit im Internet begegnen

  • Welche pädagogischen Handlungsmöglichkeiten gibt es gegen Online-Hass? - Darum drehte sich ein gemeinsamer Fachtag Thüringer Bildungseinrichtungen. Foto: Jon Tyson bei Unsplash
    Welche pädagogischen Handlungsmöglichkeiten gibt es gegen Online-Hass? - Darum drehte sich ein gemeinsamer Fachtag Thüringer Bildungseinrichtungen. Foto: Jon Tyson bei Unsplash
  • Den Fachtag eröffneten (v.l.) Jochen Fasco, Direktor der TLM, Helmut Holter, Bildugsminister des Freistaats Thüringen, und Dr. Andreas Jantowski, Direktor des ThILLM. Carsten Rose, Radio F.R.E.I., moderierte. Foto: © EAT
    Den Fachtag eröffneten (v.l.) Jochen Fasco, Direktor der TLM, Helmut Holter, Bildugsminister des Freistaats Thüringen, und Dr. Andreas Jantowski, Direktor des ThILLM. Carsten Rose, Radio F.R.E.I., moderierte. Foto: © EAT

Nach einem Blick in die allermeisten Online-Kommentarspalten können einem Zweifel an der Menschheit kommen: Hass, Häme und Herabwürdigung bestimmen dort nur allzu oft das Klima. Sind die sogenannten Sozialen Medien außer Kontrolle?

Mit dieser Frage beschäftigte sich am 02. September 2019 der Fachtag „Alles außer Kontrolle– Politischer Meinungskampf im Social Web. Was kann Medienbildung leisten?“ an der Universität Erfurt, an dem gut 80 Pädagoginnen und Pädagogen teilnahmen. „Wir brauchen Staatsbildnerinnen und Staatsbildner, die für Demokratie stehen“, stellte Thüringens Bildungsminister Helmut Holter zur Begrüßung die Relevanz des Themas heraus.
Der Filmemacher Patrick Stegemann erläuterte im Eröffnungsvortrag, wie Neu Rechte-Bewegungen Online-Hass als Instrument zur Zerstörung der Demokratie zu verwenden suchen. Akteure der Identitären Bewegung verständen es sehr viel besser als viele andere politische Akteure, Social Media-Kanäle wie Instagram zu nutzen. Subtil werden da z. B. völkisches Gedankengut mit einer YouTube-Kochshow verquickt oder Livestyle-Bilder mit rassistischen Witzen garniert. Prof. Dr. Daniel Hajok von der Universität Erfurt berichtete aus dem Kampf gegen Windmühlen des Jugendmedienschutzes im Netz. Aufgeben käme für ihn dennoch nicht in Frage: „Wenn die Grenzüberschreitung nicht mehr verhindert werden kann, ist das Sichtbarmachen von Grenzen umso wichtiger.“

Am Nachmittag war die Evangelische Akademie mit zwei praktischen Workshops vertreten. Jan Grooten informierte über Ursprünge und Erscheinungsformen von alltäglichem Antisemitismus und diskutierte mit den Teilnehmenden Strategien dagegen in ihrem pädagogischen Alltag. Dr. Annika Schreiter beschäftigte sich in mit dem allgegenwärtigen Hass im Netz und mit Handlungsmöglichkeiten dagegen. Quintessenz beider Workshops ist: Die eine einfache Strategie gegen Diskriminierung gibt es nicht. Vielmehr muss immer nach Kontext und Motivation geschaut werden, um Hass sinnvoll zu begegnen. In seinem Eröffnungsvortrag riet Patrick Stegemann dazu: „Immer über Interessen kommen und nicht über Moral.“ Denn wenn junge Menschen begreifen, wie Herabwürdigung ihr Zusammenleben bedroht, habe man einen guten Ansatzpunkt.

Der Fachtag war eine gemeinsame Veranstaltung der Evangelischen Akademie Thüringen mit der Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz Thüringen e. V., dem Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (ThILLM), dem Landesjugendring Thüringen e. V. und der Thüringer Landesmedienanstalt (TLM). Im Rahmen des Fachtags wurde der Medienkoffer „Kompetenz für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit“ u.a. der Thüringer Staatskanzlei, der TLM und des Thillm vorgestellt.