Evangelische Akademie Thüringen

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„Antisemitismus gegen Israel“: Buchpremiere bei Topf & Söhne

  • Klaus Holz stellte sein mit Thomas Haury verfasstes Buch „Antisemitismus gegen Israel“ erstmals in Erfurt vor. Foto: © Wuttke/EAT
    Klaus Holz stellte sein mit Thomas Haury verfasstes Buch „Antisemitismus gegen Israel“ erstmals in Erfurt vor. Foto: © Wuttke/EAT
  • Rebekka Schubert, Gedenkstättenpädagogin am Erinnerungsort "Topf und Söhne", konnte sich zusammen mit den Veranstaltern über zahlreich erschienenes Publikum freuen. Foto: © Wuttke/EAT
    Rebekka Schubert, Gedenkstättenpädagogin am Erinnerungsort "Topf und Söhne", konnte sich zusammen mit den Veranstaltern über zahlreich erschienenes Publikum freuen. Foto: © Wuttke/EAT

Erfurt war am schnellsten. Kurz nach dem Erscheinen stellte Klaus Holz sein mit Thomas Haury verfasstes Buch „Antisemitismus gegen Israel“ bei Topf & Söhne erstmals vor. Am Abend des 28. Oktober waren erfreulich viele und erfreulich viele junge Menschen gekommen. Dort, wo einst die Öfen für Auschwitz gebaut wurden, sei genau der richtige Ort für diese Premiere, so Klaus Holz zu Beginn. Drei Grunderkenntnisse seines Buches präsentierte der Autor zunächst:

Erstens gab es Antisemitismus gegen Israel schon weit vor der Gründung des Staates Israel. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts existierte die Idee, die Juden nach Kanaan zu vertreiben, in der Hoffnung, sie würden dort zusammenbrechen.

Zweitens veränderte sich nach dem Holocaust der Antisemitismus. Es kam zur Täter-Opfer Umkehr, um die Juden weiter als „Feind“ sehen zu können. So wurde etwa in der DDR-Propaganda die gegenwärtige Politik Israels systematisch mit der Politik und den Verbrechen Nazideutschlands gleichgesetzt. Dabei wurde Antisemitismus verschleiert. Es hieß nun nicht mehr „Du Jude“, sondern „Der Zionismus“, so Klaus Holz.

Drittens agiert die Neue Rechte in Deutschland und in der ganzen Welt weniger offensichtlich gegen Israel oder die Juden. Doch im Ideologem des „großen Austauschs“ werden Juden wie George Soros von Viktor Orbán als Hintermänner eines individualistischen, hedonistischen und letztlich „jüdischen“ Liberalismus markiert, der zu bekämpfen sei.

Im Gespräch mit Henry Bernhard ging es anschließend u.a. darum, warum immer die Juden Ziel von Hass und Ausgrenzung seien. Klaus Holz verwies auf die Genese des Christentums als eine „das Judentum überwindende Religion“. Schon immer arbeite sich das Christentum am Judentum ab.

Warum wurde der Holocaust in Deutschland bereits ab 1945 relativiert? Klaus Holz griff in seiner Antwort auf Theodor W. Adornos Erklärung zurück: Die subjektive Leiderfahrung durch Krieg und Zerstörung verhinderte die volle Anerkennung eigener Täterschaft.

Des Weiteren stellte Bernhard die Frage, ob es heutzutage verschiedene Rezepte gegen die unterschiedlichen Ausprägungen des Antisemitismus brauche. Klaus Holz bejahte diese Frage. Denn der Antisemitismus muslimischer Jugendlicher oder der Neuen Rechten unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Argumentationsstruktur.

Wer mehr darüber erfahren möchte, dem sei das Buch von Klaus Holz und Thomas Haury empfohlen. Etliche Exemplare fanden bereits ihre Käufer:innen bei dieser Kooperationsveranstaltung von Geschichtsmuseum Erinnerungsort Topf & Söhne, Evangelischer Akademie Thüringen und Landeszentrale für politische Bildung im Rahmen der Thüringer Tage der jüdisch-israelischen Kultur.