Evangelische Akademie Thüringen

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Das Christentum im Wandel – Vortrag von Prof. Hubertus Halbfas in Jena

Prof. Halbfas spricht im Jenaer Hörsaal über das Christentum im Wandel - historisch und gegenwärtig. Foto: © EAT
Prof. Halbfas spricht im Jenaer Hörsaal über das Christentum im Wandel - historisch und gegenwärtig. Foto: © EAT

1969 hielt Hubertus Halbfas einen Vortrag in Tübingen. Darin forderte er „die vielen heiligen Kühe des Kirchenamtsapparats zu schlachten.“ Daraufhin lobte die Katholische Nachrichtenagentur die „geradezu selbstmörderisch-offene Sprache“ des Reutlingers. Der Intendant des Süddeutschen Rundfunks sprach vom „Thesen-Anschlag in Tübingen“. Und auch die Stuttgarter Zeitung verglich Halbfas mit Luther. Sie beschrieb ihn als einen „feingliedrigen Westfalen mit den tiefliegenden, in sich selbst hineingehenden Augen und der kahlen Stirn eines fernöstlichen Asketen.“

All das ist nachzulesen im Spiegel vom 26. Mai 1969. 50 Jahre später war Hubertus Halbfas in Jena zu Gast auf Einladung der Evangelischen Akademie und der Universität. An die 150 Besucher waren gekommen um den Religionspädagogen, Generalisten und Grenzgänger zu hören.

Jesuanischer Entwurf, paulinische Ersetzung des historischen Jesus, herrschender Christus und Reichskirche, fränkisch-germanische Wandlung, reformierte Christenheit: Diese Ursprünge und Wandlungen des Christentums beschrieb Hubertus Halbfas auf historischer Ebene und mit Blick auf die Gegenwart. Seine Grundthese lautete: Das Reich Gottes als egalitäre, radikale und utopische Opposition trete in der Geschichte immer weiter in den Hintergrund. Dafür werde die Erlösungstheologie des Paulus zum Fundament der Kirchen. Eine Praxis werde zur Lehre, der arme Wanderprediger sukzessive zum Weltenherrscher. Die Reformation habe das Christentum später auf ein neues Niveau gehoben. Allerdings gelte es heute, die gefrorene Reformation aufzutauen. Sprich: die Fixierung auf paulinische Theologie aufzugeben und sich am Leben und Verhalten des Jesus von Nazareth zu orientieren.

Den Vortrag von Prof. Halbfas können Sie hier nachhören.