Evangelische Akademie Thüringen

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Deutschland 2022: Hitze und Gewitter im Mai

Toralf Staud zu Gast beim Augustinerdiskurs "Deutschland 2050" am 19.5.2022 in Erfurt. Foto: © Lübbers/EAT
Toralf Staud zu Gast beim Augustinerdiskurs "Deutschland 2050" am 19.5.2022 in Erfurt. Foto: © Lübbers/EAT

Nach der Vorstellung des Buchs „Deutschland 2050“ ging ein kräftiges Sommergewitter über Erfurt hernieder. Und das am 19. Mai. Bedurfte es noch eines Belegs für den Untertitel: „Wie der Klimawandel unser Leben verändern wird“ – hier war er.

Das sei das Wetter zum Buch, hieß es so auch gesprächsweise beim Verlassen des Augustinerklosters nach dem Augustinerdiskurs mit Co-Autor Toralf Staud, Dr. Klaus Wagner (Präsident des Thüringer Bauernverbands), Jürgen Dawo (Geschäftsführer von Town & Country Haus) und der Studentin Gianna Mascioni (Thüringer Nachhaltigkeitsbeirat).

Staud konstatierte eingangs: Hitze, Trockenheit und Starkregen seien Vorboten dessen, was uns in den nächsten knapp 30 Jahren bevorsteht. Wenn wir nichts täten, würde München klimatisch zu Mailand, Berlin zu Toulouse und Erfurt zu Lugano. Letzteres sei im Februar eher angenehm; was den Sommer angeht jedoch für das Wohnen im Dachgeschoss oder mit großen Fenstern nach Süden schon weniger. Ganz abgesehen von der Hitzebelastung gerade für ältere Menschen.

Jetzt schon unübersehbar seien die Trockenschäden in den Wäldern, bei Fichte und Buche. Auch die Eiche sei bedroht. Doch viele Probleme würden noch gar nicht antizipiert, da unser Handeln primär auf Erfahrungswissen und zu wenig auf wissenschaftlich-physikalischen Prognosen beruhe. Letztere ins Bewusstsein zu rufen, sei die Absicht seines Buches, so Staud.

Im von der MDR-Redakteurin Loréne Gensel moderierten Gespräch unterstützte Gianna Mascioni dieses Ziel. Auch Fridays for Future ginge es genau darum. Mascionis Forderung nach einem anderen Wirtschaftssystem konnte Staud als „Öko-Libertärer“ dagegen nichts abgewinnen. Dazu wäre gar nicht mehr die Zeit. Zudem sei die Marktwirtschaft „extrem anpassungsfähig“. Dass es darauf ankommt, dass die Politik die richtigen Anreize setzt, der Staat die richtigen Rahmenbedingungen schafft, um den Klimawandel abzubremsen, darin war sich die Runde einig.

Welche Zielkonflikte dabei entstehen und welche Interessen dabei auszugleichen sind, darauf verwiesen wiederholt der Bauernverbandspräsident Dr. Klaus Wagner und der Hausbau-Unternehmer Jürgen Dawo. Deutlich wurde, wie sich die Wirtschaft bereits bemüht, weniger klimaschädlich zu handeln. Deutlich wurde auch, wie stark das Interesse der Verbraucher und Kunden das Handeln der Unternehmen steuert.

Am Ende wies Peter Reif-Spirek von der Thüringer Landezentrale für politische Bildung noch auf ein Gerechtigkeitsproblem in unserer Demokratie hin: Das Gewicht der Generation 60+ bei Wahlen sei viel höher als das der jungen Generation. So würden die Anliegen von Fridays for Future zu wenig gehört. Toralf Staud wiederum konstatierte: Die jetzige Bundesregierung tue einiges. Und das sei auch wichtig, da der klimaneutrale Umbau eines Industrielandes weltweit ausstrahlen könne.