Evangelische Akademie Thüringen

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Die Macht der Bilder: Filmabend zu Sebastião Salgado

Pfarrer Bernd Prigge leitete durch den Filmabend im Augustinerkloster zu Erfurt. Foto: © Lübbers/EAT
Pfarrer Bernd Prigge leitete durch den Filmabend im Augustinerkloster zu Erfurt. Foto: © Lübbers/EAT

Manche Bilder sind schwer zu ertragen; doch sollten sie uns trotzdem nicht erspart bleiben, denn nur wer das Elend der Welt sieht, ob mit eigenen Augen oder durch die Linse von Fotograf:innen, wird den Drang zum Handeln spüren. Aber was tun mit dem Schock, der beim Anblick von maßlosem Elend und Zerstörung zurückbleibt?

Um diese Frage ging es beim Augustinerfilmabend am vergangenen Montag, den 21. März in Erfurt. Im Mittelpunkt stand das Schaffen des brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado, der 40 Jahre lang an den Krisenherden der Welt mit eindrücklichen Aufnahmen Vertreibung, Hungersnöte, Ausbeutung und Katastrophen dokumentierte. Der Film „Das Salz der Erde“ unter der Regie von Juliano Ribeiro Salgado und Wim Wenders hatte 2014 Premiere und ist mehrfach ausgezeichnet worden.

Durch den Abend, der trotz zahlreicher Corona-bedingter Ausfälle sowohl im Vorbereitungsteam als auch bei den angemeldeten Gästen dennoch stattfinden konnte, leitete Pfarrer Bernd Prigge vom Augustinerkloster zu Erfurt. Er fasst das anschließende Gespräch und die Reaktion der Anwesenden wie folgt zusammen:

„Die Teilnehmenden des Filmabends waren sehr beeindruckt von dem Schaffen des Brasilianers. Geradezu erleichternd empfanden sie es, wie der Fotograf nun selbst zum Handelnden wird und im wahrsten Sinne des Wortes Hoffnung sät. Denn nach jahrelangem Festhalten von Elend und Leid mit seiner Kamera wollte Salgado etwas anderes machen. Das Farmland, auf dem er geboren wurde, war der Verödung preisgegeben. Er forstete es wieder auf und erprobte, wie man eine Mata Atlantica (Atlantischer Regenwald) neu pflanzt. Sein Instituto Terra ist heute Ausdruck davon, dass man sich mit Abholzungen und Verödungen der Landschaft nicht abfinden muss. In der Diskussion wurde Wenders Film als sensibles Meisterwerk über die Höhen und Tiefen menschlicher Existenz gesehen.“

Einige aus dem Publikum waren mit den Werken Salgados bereits vertraut und gewannen nun durch die positive Wende des Films eine zusätzliche Perspektive, wie ein Gast äußert: „Ich habe die Exodus-Ausstellung von Salgado gesehen, die mich ratlos und erschüttert zurückließ, und bin jetzt sehr froh, dass der Film mit einer so hoffnungsvollen Note endet.“

Der Frage, wie wir mit Bildern von schrecklichen Ereignissen auf eine Weise umgehen können, dass durch das Gesehene und den dadurch verspürten Anreiz zum Handeln eine Veränderung der Verhältnisse möglich wird, müssen wir uns immer wieder neu stellen.

Die Veranstaltungsreihe Augustinerfilm mit dem Fokusthema „Weltverantwortung“ wird als Kooperation des Evangelischen Medienzentrum der EKM (Claudia Brand), des Augustinerklosters zu Erfurt (Bernd Prigge) und der Evangelischen Akademie Thüringen (Sabine Zubarik) organisiert. Der nächste Filmabend ist für die zweite Jahreshälfte 2022 geplant.