Evangelische Akademie Thüringen

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Die Zeit war reif! – Die Zeit ist reif?

Im World Café diskutierten Akteure der Friedlichen Revolution in Erfurt mit Studierenden über parallele Fragestellungen zwischen 1989 und 2019. ©Kathrin Schwarz, STIFTUNG ETTERSBERG
Im World Café diskutierten Akteure der Friedlichen Revolution in Erfurt mit Studierenden über parallele Fragestellungen zwischen 1989 und 2019. ©Kathrin Schwarz, STIFTUNG ETTERSBERG

1989 bewegten viele Themen die Menschen, die auf die Straße gingen und schließlich mit ihrem friedlichen Protest die Mauer zum Einsturz brachten. Ganz wesentlich war es der Wunsch nach Frieden, Freiheit und Bewahrung der Schöpfung. Manche dieser Themen stehen auch heute wieder oder immer noch auf der Agenda. Grund genug, über die Parallelen von damals vor 30 Jahren und heute ins Gespräch zu kommen. Dazu hatten die Offene Arbeit in Erfurt, die Stiftung Ettersberg und das Evangelische Büro Thüringen am Samstag, 25. Mai, unter dem Titel „Die Zeit ist reif. Aufbruch ‚98“ zu einem World Café ins Johannes-Lang-Haus eingeladen. An drei Tischen diskutierten Teilnehmende aus drei Generationen Fragen, die damals wie heute wichtig sind. An einem Tisch ging es um die Bewahrung der Schöpfung. Hier moderierte Wolfgang Musigmann von der Offenen Arbeit in Erfurt. 1989 war die Luftverschmutzung in Erfurt für jeden sicht- und riechbar. Heute ist der Klimawandel ein beherrschendes Thema, auch wenn die Auswirkungen weniger unmittelbar spürbar sind, als die des Smog in den 80er-Jahren. Wie viel Katastrophe braucht Mensch also, um aktiv zu werden? Die Teilnehmenden betonten die Verantwortung jedes einzelnen, damals wie heute, Umweltschutz im Alltag ernst zu nehmen.

Am zweiten Tisch lud Pfarrerin Susanne Sydow ein zur Diskussion zu dem Satz: „Da kann man doch nüscht machen!“ Resignation, dass „die da oben“ ohnehin machen, was sie wollen, sei ein verbindendes Element, dass sich heute wie damals bei vielen zeige.

Am dritten Tisch ging es um „Wahrheit oder Lüge“. Dr. Annika Schreiter moderierte die Diskussion um Pressefreiheit, bewusste Lügen von Mächtigen und die neue Unübersichtlichkeit digitaler Medien. Hier wurde die große Anstrengung benannt, in der großen Meinungs- und Medienvielfalt seriöse Nachrichten von Meinungsmache zu unterscheiden. Alle waren sich darin einig, dass es so viele subjektive Wahrheiten gibt, wie Menschen auf der Erde. Problematisch sei aber, wenn man diese unreflektiert mit der eigenen Meinung gleichsetze. Das, so das Fazit dieser Diskussion, sei ein grundlegendes Problem unserer Zeit.