Evangelische Akademie Thüringen

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„Eine Geschichte ist zu erzählen von einer Schulklasse…“

  • Dicht beieinander sitzen die Besucherinnen und Besucher des Literarischen Salons. Foto: © JM.Mendizza
    Dicht beieinander sitzen die Besucherinnen und Besucher des Literarischen Salons. Foto: © JM.Mendizza
  • Die Buchhändlerin Christiane Mock (re) und die Organisatorin Sabine Zubarik (li) freuen sich über den regen Zulauf. Foto: © JM.Mendizza
    Die Buchhändlerin Christiane Mock (re) und die Organisatorin Sabine Zubarik (li) freuen sich über den regen Zulauf. Foto: © JM.Mendizza
  • Jan Walkowiak spricht als Literaturwissenschaftler und Buchhändler über Garstkas Schreibstrategien. Foto: © JM.Mendizza
    Jan Walkowiak spricht als Literaturwissenschaftler und Buchhändler über Garstkas Schreibstrategien. Foto: © JM.Mendizza
  • Ort des Geschehens: die Buchhandlung Contineo in Erfurt nach Ladenschluss. Foto: © JM.Mendizza
    Ort des Geschehens: die Buchhandlung Contineo in Erfurt nach Ladenschluss. Foto: © JM.Mendizza

In der Buchhandlung Contineo in Erfurt wird es nach Ladenschluss am Mittwochabend eng: Die Inhaberin Christiane Mock bringt immer noch weitere Klappstühle zum Vorschein und nutzt jeden freien Winkel. Mehr als 20 Personen sitzen zwischen Regalen und Büchertischen, um über Dietrich Garstkas Buch „Das schweigende Klassenzimmer“ ins Gespräch zu kommen. Sie sind aus unterschiedlichsten Gründen der Einladung der Evangelischen Akademie Thüringen zum Literarischen Salon gefolgt: Teils haben sie aus der eigenen Biographie viele Anknüpfungspunkte zur Geschichte der Abiturklasse, die 1956 in der DDR wegen einer Schweigeaktion zum Ungarnaufstand suspendiert wurde; andere kennen, wie z.B. der jüngste Gast – eine 12-jährige Schülerin, die Verfilmung; ebenso kommen einige kurzentschlossen, um mehr über das Buch und die Hintergründe zu erfahren.

Schon in der ersten Runde ist klar: Das wird kein schweigender Abend! Erfahrungsberichte der Anwesenden und Leseeindrücke wechseln sich rege ab. Jüngere fragen die Älteren, wie das denn damals gewesen sei in den 50ern/60ern, z.B. mit den im Schnellverfahren ausgebildeten Neulehrern, von denen bei Garstka die Rede ist. Viele erinnern sich an die stetigen Gratwanderungen zwischen Mitlaufen müssen und Protestieren dürfen; kontrovers wird diskutiert, ob Sanktionen auf Widerrede nicht vielmehr der Willkür von Einzelpersonen unterlagen (wie im Fall besagter Schulklasse) oder doch programmatisch unaufhaltbar waren. Große Fragen dieser Art werden an diesem Abend ganz persönlich beantwortet!

Zwischendurch immer wieder der Blick auf und in das Buch. Der Literaturwissenschaftler und Buchhändler Jan Walkowiak, der als Referent aus Leipzig angereist war, spricht über die Bedeutung der dokumentarischen Elemente wie etwa der Stasi-Mitteilungen in den ersten Kapiteln, aber auch über die Erzählstrategie des kollektiven „Wir“, die der Autor auf allen Ebenen verfolgt und die sogar im Cover umgesetzt wurde. Gemeinsam mit Sabine Zubarik, Studienleiterin für Medien, Kunst und Gesellschaft an der EAT und Initiatorin dieses ersten Salons, liest er ausgewählte Stellen vor. So finden literarisches Werk und persönliche Eindrücke bei der Lektüre wieder zusammen – und das ist ja eines der Ziele des Literarischen Salons, der am 4. September in die zweite Runde geht!