Evangelische Akademie Thüringen

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Freiheit oder Sicherheit? Jugendpolitisches Liverollenspiel in Klöden

  • Wie ist mit Fremdheit umzugehen? Spielende umringen das "fremde Wesen". Foto: (c) Tobias Thiel
    Wie ist mit Fremdheit umzugehen? Spielende umringen das "fremde Wesen". Foto: (c) Tobias Thiel
  • Noch wissen die Spielenden nicht, wie sie auf den neuen Gast reagieren sollen. Foto: (c) Romina Nölp
    Noch wissen die Spielenden nicht, wie sie auf den neuen Gast reagieren sollen. Foto: (c) Romina Nölp
  • Eine erste Kontaktaufnahme mit dem Wesen verläuft glücklos. Foto: (c) Romina Nölp
    Eine erste Kontaktaufnahme mit dem Wesen verläuft glücklos. Foto: (c) Romina Nölp
  • Der Hauptmann der Garde mit seinen Getreuen. Foto: (c) Jan Grooten
    Der Hauptmann der Garde mit seinen Getreuen. Foto: (c) Jan Grooten

In der vergangenen Woche fand vom 4. bis 7. August das Liverollenspiel ‚Die Gilden von Tiamast‘ im Alten Pfarrhaus Klöden statt. Es handelte sich dabei um ein Kooperationsprojekt der Evangelischen Akademien Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie der Jugendbildungsstätte Junker Jörg in Eisenach.

Schauplatz der Handlung war der fiktive Stadtstaat Tiamast, für den eine Geschichte und ein Setting erdacht wurden: „Dabei ging es vor allem darum, die fiktive Handlung in den Kontext zu aktuellen gesellschaftspolitischen Fragen zu setzen“, erklärt Jan Grooten, Studienleiter der Jugendbildungsstätte Junker Jörg. So wurde Tiamast also von einem fremden Reich erobert. Seitdem ist es zwar sicherer geworden, doch die neuen Regeln und Gesetze schränken die Bürger in ihrer Freiheit enorm ein. Auch das kulturelle Leben leidet unter den starken Restriktionen. Von der einstigen Vielfalt religiöser und gesellschaftlicher Bräuche ist wenig übrig geblieben. Der Handel ist durch Lizenzen eingeschränkt – Die Bevölkerung ist hin und her gerissen. Schnell bilden sich zwei Seiten: Jene, die das neue Tiamast mit seiner neuen Ordnung willkommen heißen und sich mit der Herrschaft von außen arrangieren. Und jene, die diese neue Ordnung nicht annehmen und Widerstand leisten. Sie wünschen sich das alte, freiere Tiamast zurück!

„So mussten sich die Spielenden stets entscheiden, auf welcher Seite sie sich positionieren wollten und abwägen, ob ihnen Freiheit oder Sicherheit als das höhere Gut galt – eine Frage, die in vielen Konfliktregionen der Welt bittere Realität ist“, betont Grooten. Auch der Umgang mit Fremden wurde im Spiel thematisiert: Am zweiten Tag gesellte sich ein ‚fremdes Wesen‚ auf der Suche nach Obdach zu den Spielenden. Wie im echten Leben gestaltete sich die Kontaktaufnahme mit dem Fremden zunächst als schwierig. Wieder standen die Spielenden vor einer Entscheidung: Wollten sie lernen, das Wesen zu verstehen, oder sollte es lieber vertrieben werden?

Schließlich schlugen sich alle Spielenden auf die Seite des Widerstands gegen die Obrigkeit und auch dem fremden Wesen wurde eine neue Heimat inmitten ihrer Gesellschaft angeboten. Zum Abschluss erfolgte eine gemeinsame Reflektion, in der die Spielenden über das Erlebte sprachen und mögliche Bezüge des Spiels zu realen Kontexten, wie etwa der Geflüchtetenpolitik, herstellten. Wie es mit Tiamast weitergeht, erfahren wir indes nächstes Jahr: Für 2017 ist eine Fortsetzung des jugendpolitischen Liverollenspiels in der Jugendbildungsstätte Junker Jörg geplant.

Wie die Mitteldeutsche Zeitung darüber berichtete, lesen Sie hier.