Evangelische Akademie Thüringen

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„Grabe, wo du stehst“ - DENKOrte in Thüringen, Auftakt in Weimar

DENKOrte in Thüringen: Auftakttreffen in Weimar. Foto: © EAT
DENKOrte in Thüringen: Auftakttreffen in Weimar. Foto: © EAT

„Vom Denk- zum Lernort: DENKOrte der Repression, Zivilcourage und Opposition in der SBZ und DDR“: Unter dieser Überschrift trafen sich am 11. Mai Zeitzeugen mit Akteuren aus Wissenschaft, Bildung und Politik. Nicht die großen, sondern die kleineren Orte und Städte in Thüringen mit ihrer Geschichte stehen im Mittelpunkt des Projekts. „Grabe, wo du stehst“: Dieses Motto gab Dr. Peter Wurschi (Thüringer Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur) den Teilnehmern mit.

Zuerst sollen die Wohngemeinschaft Hartroda, das Rüstzeitheim Braunsdorf sowie das Kinder-/Sonderschulheim auf der Veste Heldburg als Denk- und Lernorte entwickelt werden. Für Hartroda war Matthias Vernaldi angereist. Er erzählte vom bunten Leben in der Behindertenkommune Ende der 70er und in den 80er Jahren und warnte davor, die Geschichte umzudeklarieren, indem man neue Begrifflichkeiten wie „Inklusion“ darüber legt. Angelika Jordan-Schön berichtete von Braunsdorf und Walter Schilling. Dabei fasste Sie Offene Arbeit in drei Thesen zusammen: 1. Alle Menschen sind gleich, nur nicht der einzelne. 2. Kirche ist ehrliche Autorität – nach Matthäus 20: „Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker niederhalten und die Mächtigen ihnen Gewalt antun. So soll es nicht sein unter euch; sondern wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener.“ 3. Freiwilligkeit üben: Wir machen es eben so, wie wir es eben machen wollen.“ Der Künstler und Kurator Manfred May machte die leisen, manchmal fast erstickten Stimmen der ehemaligen Heimkinder hörbar, die auf der Heldburg im Grenzgebiet eingesperrt und ausgegrenzt waren und gelitten haben. Zudem zeigte er auf, dass die Heldburg exemplarisch für ein ganzes Heimsystem steht.

Eine Reihe weiterer Orte ist darüber hinaus im Gespräch. Akademiedirektor Dr. Sebastian Kranich, Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Projekts, regte so die von Jo Winter gegründete Friedensgruppe Gewaltlos leben (Langenschade / Hoheneiche) als weiteren DENKOrt und Pendant zu Braunsdorf an.

In drei Workshops ging es schließlich um didaktische und methodische Zugänge, um Möglichkeiten der Umsetzung und Ausgestaltung sowie um Kriterien, Funktionen und Inhalte von DENKOrten. Dabei wurde deutlich: DENKOrte sollen beiläufig, im Vorübergehen erschlossen werden. Es geht nicht um Monumente und den großen Aufzug. Vor Ort über Geschichte ins Gespräch kommen und den Mut für die Freiheit vermitteln: Wenn das gelänge, wäre viel erreicht.