Evangelische Akademie Thüringen

‹ alle Blogartikel anzeigen

Grau auf Grün – Stein und Kreuz (Online-Aktion "Kreuze" nr 6)

Kreuz 56 (62x66) © Andrea Terstappen
Kreuz 56 (62x66) © Andrea Terstappen

„Während meiner Schulzeit unternahm ich eine Reise nach Irland. Neben vielen anderen interessanten Eindrücken von „der grünen Insel“ sind mir besonders auch die irischen Steinkreuze, auch keltische oder Hochkreuze genannt, in bleibender Erinnerung geblieben. Viele von ihnen sieht man alleinstehend oder auch auf alten Grabstätten nahe und rund um bedeutende historische Sehenswürdigkeiten, wie etwa bei Clonmacnoise, einer Klosterruine im Herzen Irlands, deren Geschichte bis ins 6. Jahrhundert zurückreicht. Die Kreuze sind den teils rauen Wind- und Wetterbedingungen ausgesetzt, sie zeigen deutliche Spuren ihres Alters. Still und stumm ragen sie auf, als Zeugnisse sakraler Kunst des mittelalterlichen Christentums auf den Britischen Inseln. Regen, Zeit und Kälte haben sich in ihnen eingegraben, Flechten und Wurzeln klammern sich an sie und verleihen ihnen ein eigenes Muster.

Das Gestein und das Kreuz – geht das zusammen? Die raue, manchmal auch glatte Oberfläche des Steins, ein Material, das ohne Bewegung, das zu schweigen scheint. Weder atmend, noch lebendig. Auf der anderen Seite – der Glaube an Erlösung, an Auferstehung und das ewige Leben nach dem Tod, dem Symbol des Kreuzes immanent.
Es ist dieser vermeintliche Kontrast, der mich an den irischen Steinkreuzen bei näherem Hinsehen besonders beeindruckt hat: Grau steht auf Grün. Die Kreuze sind umgeben von den grünen Wiesen und Hügeln, für die Irland vielerorts bekannt ist. Grün wie die Hoffnung, grün wie das Leben.

Aus Stein werden Dinge gebaut, von denen erwartet wird, dass sie auch nach vielen Jahren unverändert Bestand haben. Steine sind nicht immer grau, sie sind facettenreich, bunt und erzählen uns Geschichten vom Antlitz der Erde aus Zeiten, die weit zurückliegen. Und so mögen uns steinerne Kreuze ebenso daran erinnern, dass Hoffnung und Zuversicht beständig sind, unabhängig vom Wandel der Zeiten.“

(Text: Jan Grooten)