Evangelische Akademie Thüringen

‹ alle Blogartikel anzeigen

Herausforderungen für Handwerk und Kirche

Im Erfurter Bildungshaus St. Martin trafen sich die Spitzen des Thüringer Handwerktags, des Bistums Erfurt und der EKM zu einem Hintergrundgespräch. Foto: © Holger Lemme/EAT.
Im Erfurter Bildungshaus St. Martin trafen sich die Spitzen des Thüringer Handwerktags, des Bistums Erfurt und der EKM zu einem Hintergrundgespräch. Foto: © Holger Lemme/EAT.

Das Hintergrundtreffen des Thüringer Handwerkstags, des Bistums Erfurt und der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) ist eine gute Tradition: Jedes Jahr im Januar treffen sich die leitenden Geistlichen und die führenden Vertreter:innen der thüringischen Handwerkskammern zu einem offenen Gesprächsaustausch. Dabei fällt der Blick zurück und nach vorn: Was hat im letzten Jahr bewegt, welche Herausforderungen bringt das neue Jahr mit sich?

Stefan Lobenstein, Präsident des Thüringer Handwerkstags, berichtete von vollen Auftragsbüchern, womit sich die Lage nach dem Einbruch zu Beginn der Corona-Pandemie erfreulich stabilisiert habe. Verwaltungsaufgaben und Dokumentationspflichten belasten das Handwerk, auch der steigende Mindestlohn stellt die Unternehmen vor große Herausforderungen. Denn wo Fachkräfte schon heute gesucht sind, würden steigende Löhne unweigerlich zu steigenden Preisen führen. Besonders wichtig sei allerdings die gesellschaftliche Wertschätzung für handwerkliche Arbeit, denn nur dann sei das Handwerk auch als Arbeitgeber attraktiv und könne die Nachfrage überhaupt bedienen.

Regionalbischof Dr. Dr. h.c. Johann Schneider richtete die Grüße des Landesbischofs aus und verwies auf ähnliche Herausforderungen in der evangelischen Kirche: Die Personalgewinnung im Verkündigungsdienst sei seit Jahren schwierig, denn die Pfarrer:innen in der EKM seien mit vielen berufsfremden Aufgaben konfrontiert. Dies führe nicht selten zu Gesundheitsproblemen bzw. Burn-Out. Eine große Aufgabe der Gemeinden insbesondere auf dem Land sei es auch, die Chöre und Gruppen wieder zurückzugewinnen, die unter den Pandemiebedingungen ihre Treffen aufgeben mussten. Er verwies weiter auf die neue Gebäudekonzeption der EKM, anhand derer über die künftige Nutzung zahlreicher Gebäude entschieden wird: Sanierung, Verkauf oder Umwidmung. Nicht zuletzt durch das aktive Mitwirken vieler Handwerker:innen in Gemeinden und Kirchbauvereinen könnten vielerorts gute Lösungen gefunden und Räumlichkeiten für lebendige Gemeinden geschaffen werden.

Das Bistum Erfurt sei wie die meisten anderen Organisationen von der Corona-Pandemie gebeutelt, erklärte Bischof Ulrich Neymeyr. Daneben sei die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals eine große Herausforderung. Die Sorge für die Opfer, der Beistand für die Pfarreien und die Prävention stünden derzeit im Zentrum. Eine unabhängige Aufarbeitung sei sehr wichtig, und das Bistum hätte dahingehend einen guten Weg eingeschlagen. Er brachte schließlich seine Wertschätzung für das Engagement und den familiären Umgang in vielen Handwerksbetrieben zum Ausdruck, wodurch Beschäftigte eine echte berufliche Heimat fänden. Das stimme ihn optimistisch: Denn wenn der gemeinsame Wille vorhanden sei, ließen sie auch große Herausforderungen meistern. Und das gelte für Handwerk und Kirchen gleichermaßen.