Evangelische Akademie Thüringen

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Im Blick der Eule: Corona als Chance?

  • Die Eule als Symbol für Umsicht im wissenschaftlichen Diskurs und im Kampf gegen Corona. Foto: © EAT
    Die Eule als Symbol für Umsicht im wissenschaftlichen Diskurs und im Kampf gegen Corona. Foto: © EAT
  • Auf dem Podium (v.l.n.r.) der Politikwissenschaftler Prof. Dr. André Brodocz, die Medizinerin PD Dr. Dr. Petra Dickmann, der Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Franz-Josef Schlichting und die Erziehungswissenschaftlerin Prof. Dr. Barbara L
    Auf dem Podium (v.l.n.r.) der Politikwissenschaftler Prof. Dr. André Brodocz, die Medizinerin PD Dr. Dr. Petra Dickmann, der Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Franz-Josef Schlichting und die Erziehungswissenschaftlerin Prof. Dr. Barbara L

Wissen Sie, was ein „Eulengremium“ ist? Wahrscheinlich nicht, denn das Wort ist neu. Erfunden wurde es im Corona-Beirat der Thüringer Landesregierung. Beim Podium zur „Corona-Krise in Thüringen“ am 21. September in Erfurt erklärte dessen Vorsitzende, die Ärztin und Sozialwissenschaftlerin PD Dr. Dr. Petra Dickmann, den Begriff so:

Die zwölf Mitglieder des Beirats hätten die Eule als Sinnbild gewählt, da dieses Tier den Kopf um 180 Grad in beide Richtungen drehen kann. Ebenso arbeitet man auch: Betrachtung der wissenschaftlichen Erkenntnisse in alle Richtungen und Bewertung nach dem Grad ihrer Kontroversität: Was ist Konsens, was ist strittig, welche Annahmen haben sich nicht bestätigt?

Auf dieser Basis verlief auch die Diskussion an diesem Abend. Stimmen, die die Existenz von Covid19 oder dessen Gefährlichkeit leugneten, waren nicht zu vernehmen. Stattdessen wurden die Krisen-Lernerfahrungen ausgeleuchtet: Man wisse jetzt besser, wie bei einer nächsten möglichen Pandemie zu reagieren sei. Die Digitalisierung komme voran. Regionale Lösungen und Netzwerkbildungen hätten sich bewährt, wie auch der Föderalismus. Die Menschen zeigten sich meist als einsichtig, verantwortlich und solidarisch.

Bei den politischen Aussichten blieb der Politologe Prof. Dr. André Brodocz jedoch verhalten: Rein politisch würde sich nichts ändern. Die „Empörungsdemokratie“ mit ihrem Auf und Ab von Moralisierung und Abwertung hätte nur ein neues Thema. Und in den USA oder Brasilien wirke die Corona-Krise eher als Beschleuniger der Polarisierung. Und als die Erziehungswissenschaftlerin Prof. Dr. Barbara Lochner über ihre Studie zu Familien und Corona sprach, wurde deutlich: Die Pandemie hat auch in Deutschland eine soziale Seite. Sozial benachteiligte Familien und Kinder drohen zu den Verlierern der Krise zu werden.

Ist Corona eine Chance? Überwiegt tatsächlich das Gute im Schlechten? Darüber können sie sich selbst eine Meinung bilden. Denn wir haben die Kooperationsveranstaltung der Evangelischen Akademie Thüringen und der Thüringer Landeszentrale für politische Bildung aufgezeichnet. Sie ist hier abrufbar.
Überdies gibt es einen TV-Kurzbericht, der in der MDR-Mediathek zu sehen ist.