Evangelische Akademie Thüringen

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Inklusiv, digital, demokratisch – Die Zukunft politischer Bildung?

Wie wollen wir in Zukunft politisch bilden? Foto: (c) bpb
Wie wollen wir in Zukunft politisch bilden? Foto: (c) bpb

Die Corona-Pandemie und die sich daraus ergebenden Maßnahmen haben in vielen Bereichen zu einem Digitalisierungsschub geführt. Das ist in der politischen Bildung nicht anders. Förderprogramme wurden flexibler, die Ausstattung, die technische Medienkompetenz und das didaktische Knowhow haben sich in dieser Zeit rasant entwickelt. Gleichzeitig wurden viele digitale Formate mit heißer Nadel gestrickt. Grund genug, auf die vergangenen zwei Jahre zu schauen und zu fragen: Wie wollen wir in Zukunft politisch bilden?

Die Bundeszentrale für politische Bildung lud daher am 28. und 29. April zu einer Austausch- und Fachtagung zu digitalen und hybriden Bildungsangeboten ins Gustav-Stresemann-Institut nach Bonn ein. Die Evangelische Akademie Thüringen war durch Dr. Annika Schreiter mit einem Workshop zur Expertise „Politische Bildung Online“ für die Landeszentrale für politische Bildung Thüringen vertreten. Sie stellte die Studie zu den Online-Angeboten der Landeszentralen vor, in der sich zeigt, dass Online-Seminare und Video-Angebote den Schwerpunkt bilden und Social Media vornehmlich nicht zur Bildungs-, sondern zur Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden.

Wie ein roter Faden zog sich die Frage durch das Programm der Tagung, wie politische Bildung im Digitalen inklusiv gestaltet werden kann. Denn die Ansprache einer diversen Teilnehmerschaft ist online genauso wenig ein Selbstläufer wie bei althergebrachten Seminarkonzepten. In ihrem Eröffnungsvortrag sagte Dr. Anna Maria Krämer vom basa e.V.: „Vieles, was wir in der politischen Bildung in den vergangenen Jahren über Inklusion gelernt haben, haben wir anscheinend in dem Moment vergessen, als wir ad hoc nur noch Online-Formate machen konnten.“

Dr. Dr. Deniz Nergiz, Geschäftsführerin des Bundeszuwanderungs- und Integrationsrates, sprach in ihrem Workshop von einer „Zwei(+)klassengesellschaft“, die durch die Pandemie deutlich geworden sei. Zwar seien alle gleichermaßen davon getroffen gewesen, zuhause bleiben zu müssen. Das habe aber Unterschiedliches bedeutet. Während einige Zeit und Muße hatten, sich weiterzubilden, mussten andere Familie, Arbeit und Alltag auf wenig Raum und mit geringer Technikausstattung unter einen Hut bekommen. Die Teilnahme an Online-Formaten politischer Bildung sei utopisch für eine Mutter von drei Kindern, bei der es im Haushalt nur einen alten Laptop gebe, den ohnehin schon alle Kinder für die Schule brauchen.

Doch gute und hoffnungsvolle Erfahrungen gibt es auch viele: Die technische Ausstattung hat sich an vielen Stellen enorm verbessert. Und wenn man digitale Formate zielgruppengerecht anbietet, kann man damit Menschen erreichen, die vorher nicht erreichbar waren, weil zum Beispiel die Hemmschwelle, in eine Bildungsstätte zu fahren, viel zu groß sei. Und eines stand auch außer Frage: Die Zukunft politischer Bildung wird sich digital genauso abspielen wie in Seminarräumen.