Evangelische Akademie Thüringen

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Ist die Identitäre Bewegung eine neue rechtsextreme Erscheinungsform?

  • Florian Eisheuer von der Amadeu Antonio Stiftung informierte beim Bürgerforum über die Identitäre Bewegung. Foto: (c)EAT
    Florian Eisheuer von der Amadeu Antonio Stiftung informierte beim Bürgerforum über die Identitäre Bewegung. Foto: (c)EAT
  • Die Anwesenden hatten viele Rückfragen zum Thema. Foto: (c)EAT
    Die Anwesenden hatten viele Rückfragen zum Thema. Foto: (c)EAT

Die Anhänger der „Identitären Bewegung“ (IB) machen vor allem durch rechtsgerichteten Aktivismus, wie die Besetzung des Brandenburger Tors in Berlin, auf sich aufmerksam. Handelt es sich dabei um eine neue rechtsextreme Erscheinungsform? Dieser Frage widmete sich das Bürgerforum, das am 13. September 2018 in Suhl stattfand.

Mit einem Impulsvortrag informierte Florian Eisheuer, Politikwissenschaftler und Koordinator des Arbeitsbereichs Antisemitismus bei der Amadeu Antonio Stiftung, über Strukturen, Ideologie und Netzwerke der IB. Ideologisch ordnet sich die Bewegung selbst dem sogenannten „Ethnopluralismus“ zu, einem Weltbild der Neuen Rechten. Dieses umfasst die Auffassung, unterschiedliche Kulturen sollten voneinander isoliert ihre eigene Identität wahren. Eine „Durchmischung der Kulturen“ wird ideologisch als Bedrohung und Identitätsverlust begriffen.
Es zeigte sich, dass die IB europaweit gut in rechtsextremen und rechtspopulistischen Kreisen vernetzt ist. Der Zenit ihrer Reichweite und Wirkung sei zwar überschritten und die IB verliere seit 2016 an Bedeutung, doch das mache sie nicht minder bedenklich: „Die IB wird zukünftig in andere Strukturen übergehen, aber Spuren hinterlassen, die vor allem in veränderten Kommunikationsstrategien liegen werden“, so Eisheuers Einschätzung.
Eine neue rechtsextreme Erscheinungsform sei die Bewegung nicht, da sie auch bereits bekanntes Gedankengut des Rechtsextremismus vertrete. Neu sei jedoch die Form, mit der diese Inhalte kommuniziert werden: Jugendkulturell aufbereitet, mit modernem visuellen Design und aktivistischen Kampagnen. Diese Art der Ansprache könnte in Zukunft von neurechten Gruppierungen weiter aufgegriffen werden. Darin liegt ein Risiko insbesondere hinsichtlich der Gefährdung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, das es zu beachten gilt. Im Anschluss an den Vortrag bestand für die Anwesenden Gelegenheit für Rückfragen und gemeinsamen Austausch zum Thema.

Der Abend war eine gemeinsame Veranstaltung des Suhler Bündnisses für Demokratie und Toleranz, gegen Rechtsextremismus und der Evangelischen Akademie Thüringen.