Evangelische Akademie Thüringen

‹ alle Blogartikel anzeigen

Kaffeesatz und Asche (Online-Aktion "Kreuze" nr 2)

Kreuz 201 (30x70; Material: Kaffeesatz) © Andrea Terstappen
Kreuz 201 (30x70; Material: Kaffeesatz) © Andrea Terstappen

Der dies cinerum (Tag der Asche) soll uns Menschen an unsere Vergänglichkeit erinnern. Denn nichts, was lebt, ist ultimativ von Dauer. Selbst die komplexesten, schönsten und beständigsten organischen Wesen zerfallen irgendwann wieder in anorganische Bestandteile. Religiös-metaphorisch gesprochen kehren sie zu ihrem Ursprung zurück: Asche, Staub und Erde. Aber was vergeht, ist nicht einfach weg; die Bausteine sind nicht verloren. Erde und Asche sorgen für fruchtbaren Boden, nähren die kommenden Lebewesen, lassen Neues entstehen.

Vergänglich ist gleichermaßen – als wüssten wir dies nicht allzu gut – der Genuss. Auch das ist Thema des Aschermittwochs: Die Zeit des bunten Treibens und der Fülle während des Karnevals ist vorbei, jetzt beginnt die Fastenzeit mit 40 Tagen Entbehrungen. Aber woran fastet der moderne Zeitgenosse? Es sind zumeist Genussmittel wie Alkohol, Kaffee, Süßigkeiten oder Medienkonsum. Statt des dampfenden, frisch gebrühten Kaffees also ab heute nur ein wehmütiger Blick auf den alten Kaffeesatz, zur Erinnerung, dass auch dieses Lebenselexier und die kleine mehrfach-tägliche Freude daran flüchtig und vergänglich sind?

Wie gut, dass der Satz auf dem Kompost landet und uns – wenn nicht direkt, so doch über Umwege – mit neuen Kaffeebohnen versorgt. Doch schleust sich so mancher Wegwurf noch in andere Kreisläufe der Wiederverwertung ein, zum Beispiel in die Produktion von Kunst. Damit wäre ein weiterer Kreis geschlossen: Wenn nämlich Kaffeesatz als Material für Kunstobjekte dient, dann führt das letztlich wieder zum Genuss, nur nicht von frischem Kaffee.