Evangelische Akademie Thüringen

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Kein Schlussstrich unter das Erinnern - Gedenkstunde im Landtag

Gedenkstunde im Landtag für die Opfer des Nationalsozialismus. Foto: ©EAT
Gedenkstunde im Landtag für die Opfer des Nationalsozialismus. Foto: ©EAT

Am 25. Januar hatte Thüringen zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in den Landtag geladen. Eingefunden hatten sich Überlebende der Konzentrationslager und eine Schulklasse, Vertreter von Politik und Justiz, der Rabbiner der jüdischen Landesgemeinde Thüringens Alexander Nachama, deren Vorsitzender Reinhard Schramm sowie Vertreter der christlichen Kirchen.

Nach einem Streichquartett von Prokofiew begrüßte die Präsidentin des Thüringer Landtags Birgit Diezel die Gäste. „Es gibt keinen Schlussstrich unter das Erinnern“, betonte sie in ihrer Rede. Anschließend sagte Ministerpräsident Bodo Ramelow mit Blick auf die jüdischen Überlebenden, man könne Israel an der einen oder anderen Stelle politisch kritisieren. Aber der Staat Israel selbst dürfe nicht infrage gestellt werden.

Gerahmt von zwei weiteren Musikstücken hielt Prof. Götz Aly dann die Gedenkrede. Darin nahm der Historiker wiederholt Bezug auf Aussagen von AFD-Politikern. Alexander Gauland hatte vom Stolz auf die Leistungen deutscher Soldaten im zweiten Weltkrieg gesprochen. Aly meinte, er verspüre – angesichts der Gräueltaten der Wehrmacht – keinen Stolz. In Bezug auf den Verweis Gaulands auf deutsche Kultur – auf Goethe, Bach und Thomas Mann – erwiderte Aly: Es hätten gerade auch hochgebildete, feinsinnige Männer und Frauen mit den Nationalsozialisten kollaboriert – in einem „Bündnis von Mob und Elite“. Und dazu weiter: „Wenn deutsche Hochkultur derart missbraucht werden konnte, dann bleibt für immer Skepsis geboten.“ Auch auf das „Entjudungsinstitut“ der evangelischen Kirchen im 3. Reich in Eisenach ging Aly ein und titulierte es als „Verbrecherinstitut“.

Einmal sprach der Historiker Björn Höcke direkt an. Bei diesem werde aus Nationalsozialismus und Volksgemeinschaft „solidarischer Nationalismus.“ Das Publikum applaudierte am Ende von Alys Rede stehend. Björn Höcke blieb sitzen und rührte keine Hand.