Evangelische Akademie Thüringen

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König hört auf. Wer macht weiter?

  • Dr. Sebastian Kranich und  Tilman König.  (c) Ulrike Wollenhaupt-Schmidt
    Dr. Sebastian Kranich und Tilman König. (c) Ulrike Wollenhaupt-Schmidt
  • Dr. Sebastian Kranich eröffnet die Veranstaltung mit einem Gedicht. (c) Ulrike Wollenhaupt-Schmidt
    Dr. Sebastian Kranich eröffnet die Veranstaltung mit einem Gedicht. (c) Ulrike Wollenhaupt-Schmidt

Gegendemo

Das Dach im Fenster
steht weit offen
Tauben lassen
blauen Kot in warme Nester fallen
die Freiheit verdreht sich

Ein Gedicht von Jutta Kranich-Rittweger stand am Anfang des Augustinerdiskurses am 2. November. Nach dem blau plakatierten Erfurt, der AFD-Kundgebung (1000 Menschen) und den Gegendemos (4000 Menschen) am Samstag zuvor trafen die Zeilen das Thema.

Um den Film „König hört auf“ zu sehen waren über 60 Leute ins Augustinerkloster gekommen: Darunter die „Omas gegen Rechts“, die mit gegen die AFD auf der Straße waren, eine Gruppe der Erfurter „Offenen Arbeit“, Heike Werner (Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie) und Katharina König-Preuss (MdL).

So ging es an diesem Abend um einen Film, um eine Person – „Lothar König hat eine rebellische Seele. Er sieht sich auf der Seite der Freiheit“ (Andreas Montag) –, vor allem aber um die Sache.
In 82 Minuten waren die letzten Dienstmonate des Jenaer Jugendpfarrers hautnah mitzuerleben. Sein Sohn, Regisseur Tilman König, stand im Anschluss Rede und Antwort zu Hintergründen und Entstehungsbedingungen des Films, der kein Familienfilm geworden ist, sich aber aus intimer familiärer Kenntnis speist. Ein ruppiger und geradliniger Antifaschist, ein hochsensibler und frommer Mensch wird darin porträtiert. Einer, der um der Sache willen provoziert, ein charismatischer Typ, von denen es heute kaum noch welche gibt.

Angeregt durch das Gesehene waren sich die Versammelten einig: Wir müssen mehr machen, damit es 2024 bei Kommunal-und Landtagswahlen keinen blauen Umschwung gibt. Das Engagement der „Omas gegen Rechts“ lobend meinte Katharina König-Preuss: Die Gegendemos vier Tage zuvor waren ein Kraftpunkt, doch kein Ruhepunkt. Sie müssen zum Ausgangspunkt werden.

Brauchen wir dazu solche Typen wie Lothar König? Nicht unbedingt, sagte ein „Opa gegen Rechts“. Er sei kürzlich den Omas beigetreten und würde jetzt von ihnen sehr viel lernen.

Offen blieb die Frage nach einer filmischen oder anderweitigen Aufarbeitung des Dresdner Prozesses von 2013 gegen Lothar König – eines Justizskandals, wie ein Prozessbeobachter an diesem Abend meinte.