Evangelische Akademie Thüringen

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Konfi digital

  • Zu diesem Bibelwort aus dem 2. Brief des Paulus an Timotheus hielt Pfarrer Holger Kaffka die Andacht. Der Text wurde im Twitch-Kanal visualisiert. Foto: Screenshot twitch.tv/no_armour
    Zu diesem Bibelwort aus dem 2. Brief des Paulus an Timotheus hielt Pfarrer Holger Kaffka die Andacht. Der Text wurde im Twitch-Kanal visualisiert. Foto: Screenshot twitch.tv/no_armour
  • Der Stream zur Konfi-Stunde - Oliver Thunig nutzte dafür den Twitch-Kanal "No Armour" der Evangelischen Jugend Erfurt. Foto: Screenshot twitch.tv/no_armour
    Der Stream zur Konfi-Stunde - Oliver Thunig nutzte dafür den Twitch-Kanal "No Armour" der Evangelischen Jugend Erfurt. Foto: Screenshot twitch.tv/no_armour
  • Beten per Voice-Chat war für die meisten eine neue Erfahrug. Beim ersten Mal sprach das Team das Gebet noch allein. Beim zweiten Treffen hörte man Viele mitsprechen. Der Text stand zum Mitlesen im Chat. Foto: Screenshot discordapp.com
    Beten per Voice-Chat war für die meisten eine neue Erfahrug. Beim ersten Mal sprach das Team das Gebet noch allein. Beim zweiten Treffen hörte man Viele mitsprechen. Der Text stand zum Mitlesen im Chat. Foto: Screenshot discordapp.com

Seit zwei Jahren begleitet Annika Schreiter ehrenamtlich den Konfirmandenjahrgang 2019/20 der Predigergemeinde in Erfurt. Diesem ergeht es gerade wie so vielen anderen. Die Rüstzeit Ende März musste ausfallen. Wie und ob die Konfirmationen im Mai stattfinden können, ist ungewiss. Das Konfi-Team warf alle digitalen Erfahrungen zusammen und organisierte zwei Online-Konfirmandentreffen. Annika Schreiter berichtet von ihren Erfahrungen:

Ich sitze vor meinem Laptop zuhause, das Headset auf, und sehe, wie die Teilnehmendenzahl im Discord-Channel steigt. Erst sind es nur wir sechs vom Team: Pfarrer Holger Kaffka, Oliver Thunig von der Evangelischen Jugend Erfurt und wir vier Ehrenamtlichen. Dann sind wir schon 10, 15, 23 … Von 52 Konfirmandinnen und Konfirmanden finden sich schließlich über 30 online ein. Wir beginnen wie immer mit einer Andacht. Zum Glück experimentiert die Evangelische Jugend in Erfurt gerade mit einem Twitch-Kanal – einer Streaming-Plattform, die hauptsächlich in der Gaming-Szene genutzt wird. Unter dem Namen No Armour möchte Oliver Thunig Glaubensfragen in die Gaming-Szene tragen. Heute aber werden hier die Bibeltexte, die Musik und die gemeinsamen Gebete gestreamt. Die Idee, Discord als Kanal für die Konfi-Stunde zu nutzen, stammt ebenfalls von Oliver. Das ist eine Messenger-Plattform, auf der sich meist Gamer tummeln. Hier können sie sich per Voice-Chat oder schriftlich mit Bekannten auf gemeinsamen Servern austauschen. Man kann zudem kleine Untergruppen bilden oder sich Privatnachrichten schreiben. Für unseren Zweck ideal!

Die Jugendlichen haben sehr unterschiedliche Erfahrungen damit. Eine Konfirmandin versteht erst beim zweiten Treffen, dass ihr Computer kein Mikrofon hat und sie deshalb zwar alles hören, aber nicht mitreden kann. Schlussendlich teilt sie sich nur schriftlich mit. Und auch wir als Team müssen uns erst „reinfuchsen“. Andere, vor allem die Computerspielerinnen und -spieler der Gruppe, kennen sich sehr gut aus. Als meine Technik aussteigt und ich erst nichts mehr sagen kann und schließlich auch nichts mehr höre, leistet ein Konfirmand Erste Hilfe. Er erklärt mir geduldig alle Einstellungen, bis alles wieder funktioniert.

Methodisch fordert diese Art der Konfi-Arbeit uns einiges ab. Und doch geht es mit ein wenig Kreativität und Mut zum Fehlermachen erstaunlich gut. Die übliche Einstiegsrunde zur Frage „Wie geht´s mir gerade?“ hat auf einmal erstaunlich viel Tiefgang. Über eigene Ängste sprechen ist anscheinend leichter, wenn man sich nicht sieht, sondern nur die freundlichen Rückfragen hört und ermutigende Emojis sieht. „Ich steckte letzte Woche echt in einem schwarzen Loch. Ich vermisse meine Freunde so!“, „Meine Mutter arbeitet im Krankenhaus. Ich weiß, dass ich Corona kriegen werde. Ich weiß nur nicht wann“… Ich merke meinen Konfis an, dass es ihnen gut tut, es sich von der Seele zu reden. Obwohl ich sie nicht sehen kann, habe ich sie doch ganz genau vor meinem inneren Auge und höre, wie es ihnen geht.

Beim Pausenspiel haben wir uns sonst immer bewegt. Jetzt spielen wir skribbl.io – eine Art digitales Galgenmännchen. Beim ersten Treffen zum Thema Gottesbilder gibt es ein Schreibgespräch per Chat. „Gott ist für mich…“ Im Chat gehen die Vervollständigungen des Satzes ein: „Liebe, ein echter Ehrenmann, Hoffnung, Gemeinschaft, ein guter Kollege…“Beim zweiten Treffen zum Thema Abendmahl binden wie ein eigens erstelltes Erklärvideo ein. Zum Rückblick auf die gesamte Konfi-Zeit gibt es zum Abschluss ein digitales Quiz per Kahoot. Die Fragen werden per Twitch gestreamt, alle können an ihren Geräten zuhause mitraten und wir sehen direkt das Ergebnis.

Zum Schluss sind alle froh über die beiden Online-Treffen. Und trotzdem: Die gemeinsame Rüste fehlt uns! Die Abschluss-Reflexion über zwei Jahre gemeinsames Lernen, Wachsen und Zusammensein per Voice-Chat machen zu müssen, fühlt sich seltsam an. Es bleibt die Vorfreude auf den Konfirmationsgottesdienst, der – so Gott will – noch in diesem Jahr stattfinden soll.