Evangelische Akademie Thüringen

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NS-Glocken, NS-Kirchenbau, NS-Kirchenkunst. Tagungsbeiträge online

Unkenntlich gemachtes Hakenkreuz an der Mauer der Lutherkirche Wellingsbüttel. Foto: © Mechthild Wilhelmi
Unkenntlich gemachtes Hakenkreuz an der Mauer der Lutherkirche Wellingsbüttel. Foto: © Mechthild Wilhelmi

1945 war nicht alles vorbei. Zwar wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, den Nazi-Deutschland am 1. September 1939 mit dem Überfall auf Polen begonnen hatte, vielerorts zum Meißel, zum Schleifgerät, zur Rasierklinge oder zum Pinsel gegriffen, um NS-Symbole zu entfernen. Doch manches von damals hat bis heute überdauert.

Denn etliches, was wir aus der Nazi-Zeit geerbt haben, wird bisweilen gar nicht als „Braunes Erbe“ wahrgenommen. NS-Architektur bleibt oft unerkannt stehen. NS-Kunst erscheint manchmal als schön. Wer etwa vermutet schon in einer hübschen Blümchenwiese an der Kirchendecke den „NS-Heimatschutzstil“, wenn ihm nicht irgendwann die kleinen Hakenkreuze in der Wiese auffallen?

Jenes Erbe als solches erst einmal zu identifizieren, war ein Ziel der Tagung „Braunes Erbe: NS-Symbolik in unseren Kirchen“ im Juni 2021.

Nach der Einführung in das Tagungsthema durch Dr. Sebastian Kranich (Direktor der Ev. Akademie Thüringen), Dr. Jochen Birkenmeier (Direktor des Lutherhauses Eisenach) und Prof. Dr. Christopher Spehr (Kirchenhistoriker, FSU Jena) referierte Dr. Beate Rossié (Berlin) über „Kirchenbau und Kirchenkunst in der Zeit des Nationalsozialismus. Zeitspezifische Ästhetik und ideologische Prägungen“.

Das anschließende Podiumsgespräch „Bau und Kunst. Zur NS-Umgestaltung von Dorfkirche bis Quedlinburger Stiftskirche in Preußen und Thüringen“ bestritten Elke Bergt (Baureferentin der EKM), Prof. Dr. Claudia Rückert (Kunstgutreferentin der EKBO) und Dr. Ekkehard Steinhäuser (Direktor des Pädagogisch-Theologischen Instituts der EKM).

Anders als eine Blümchenwiese ist ein Hakenkreuz auf einer Glocke offensichtlich. Beim Podium „Nazi-Glocken: Schweigen. Flexen. Zeigen. Ersetzen: Wie weiter?“ kristallisierte sich für den praktischen wie geistigen Umgang mit NS-Glocken heraus:

Flexen und Zerstören ist keine gute Idee. Schweigen ist nur gut, wenn damit das Schweigen solcher Glocken für immer gemeint ist. Dagegen sind Ersetzen und Zeigen angezeigt, wie bei der Glocke aus Tambach-Dietharz, die im Museum Lutherhaus ausgestellt ist und am Ursprungsort selbst durch eine neu gegossene Glocke ersetzt wurde.

Ab jetzt sind die genannten Vorträge und Diskussionen – als erster Teil einer dreiteiligen Serie – online abrufbar:

In diesem Herbst folgen noch Teil zwei zur „Entjudung“ und Deutschchristlichen Umgestaltung Thüringer Kirchen sowie Teil drei zum Kriegstotengedenken.