Evangelische Akademie Thüringen

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Steinmeier strahlte - Eindrücke vom Festtag zu 100 Jahren Weimarer Reichsverfassung

In festlicher Erwartung kurz vor dem Beginn des Gottesdiensts in der Herderkirche. Foto: © EAT
In festlicher Erwartung kurz vor dem Beginn des Gottesdiensts in der Herderkirche. Foto: © EAT

Das war schon etwas Besonderes am 6. Februar in Weimar! Viel Aufwand vorher. Kritische Stimmen über die Sicherheitsmaßnahmen. Aber auch das wurde geäußert: „Ich muss mein Geschäft am 6. Februar schließen. Doch ich mache es gern. Denn das erlebt man ja nur aller 100 Jahre.“

Vor dem Gottesdienst in der Herderkirche dann Kontrollen wie am Flughafen. Warten auf die Politprominenz. Und ja doch: von Beginn an eine außergewöhnlich festliche und ernsthafte Stimmung. In der Luft lag: Hier geht es um etwas Wichtiges. „Es ist mir eine Ehre, heute in Weimar zu sein“, das war immer wieder in Gesprächen zu hören.

Der Gottesdienst festlich und konzentriert. Vom Weimarer Superintendenten Michael Herbst eröffnet mit den Worten, die sein Amtsvorgänger Friedrich Schmidt vor 100 Jahren zu den neugewählten Abgeordneten gesagt hatte: „In unserer sonst so stillen Stadt haben sich die erwählten Vertreter des deutschen Volkes zusammengefunden, um ein Werk zu vollbringen, das in schwerer Zeit das notwendigste und schwierigste zugleich ist, aus Trümmern den Neubau für das staatliche Leben auszuführen und unserem erschöpften Volke endlich Frieden zu bringen.“

Doch auch aktuelle Bezüge kamen immer wieder zur Sprache. So sagte Landesbischöfin Ilse Junkermann in der Predigt: Der Stadt Bestes zu suchen, dazu gehöre auch der Protest gegen Rechtsrockkonzerte in Thüringen, wie etwa in Themar.
In der Zwischenzeit von Gottesdienst und Festakt im Deutschen Nationaltheater auf dem Weg und im Foyer dann viele Gespräche, etwa mit Vertretern vom Bündnis für Demokratie und Weltoffenheit Kloster Veßra.

Und schließlich der große Festakt mit einer bemerkenswerten Rede des Bundespräsidenten Walter Steinmeier. Er sprach vom damaligen „Aufbruch in einem blutenden Land“, von Weimar als Symbol und Erinnerungsort der Demokratie für alle Deutschen. Die Weimarer Republik sei nicht nur von ihrem Ende her zu denken, sondern zunächst einmal von ihren Chancen und Potentialen. Ihre Verfassung sei modern gewesen und in vielem in das Grundgesetz eingegangen. Die Farben der Weimarer Republik – schwarz-rot-gold – seien unsere Farben. Wir dürften sie nicht den Verächtern der Demokratie überlassen. Als der Bundespräsident das sagte, bekam er den größten Applaus. Denn damit hatte er genau den Nerv der Versammelten getroffen. Steinmeier strahlte.