Evangelische Akademie Thüringen

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Themenjahr abgeschlossen, Thema noch lange nicht: "Neun Jahrhunderte jüdisches Leben in Thüringen"

  • Beim Podium sprachen (v.l.n.r.): Ministerpräsident Bodo Ramelow, Prof. Dr. Reinhard Schramm, Landesrabbiner Alexander Nachama und Johannes Gräßer (Moderation). Foto: © Zubarik/EAT
    Beim Podium sprachen (v.l.n.r.): Ministerpräsident Bodo Ramelow, Prof. Dr. Reinhard Schramm, Landesrabbiner Alexander Nachama und Johannes Gräßer (Moderation). Foto: © Zubarik/EAT
  • Für die musikalische Gestaltung sorgte Anna Margolina's Jazz, Swing & Yiddish Band. Foto: © Zubarik/EAT
    Für die musikalische Gestaltung sorgte Anna Margolina's Jazz, Swing & Yiddish Band. Foto: © Zubarik/EAT
  • Eine Ausstellung mit 10 Roll-ups zeigt die Eckpunkte des Themenjahrs. Foto: © Zubarik/EAT
    Eine Ausstellung mit 10 Roll-ups zeigt die Eckpunkte des Themenjahrs. Foto: © Zubarik/EAT

„Die Zukunft hat eine lange Vergangenheit“, so steht es im Babylonischen Talmud geschrieben. Auch das Themenjahr zu neun Jahrhunderten jüdischen Lebens in Thüringen hatte eine längere Vorbereitungszeit und wird hoffentlich noch weit in die Zukunft nachwirken – so der Wunsch aller Beteiligten an Planung, Organisation und Durchführung. Gestern jedoch konnte in diesem zeitlichen Prozess eine Zäsur gefeiert werden, denn das eigentliche Themenjahr ist zu Ende gegangen und es galt, Dank zu sagen für das Engagement unterschiedlichster Institutionen und Einzelpersonen. Dazu luden die Präsidentin des Thüringer Landtags Birgit Keller und der Ministerpräsident des Freistaats Thüringen Bodo Ramelow in den Landtag ein.

Empfangen wurden die Gäste zunächst im Foyer mit Infoständen aus einzelnen Projekten und der Musik von Anna Margonlina’s Jazz, Swing & Yiddish Band. Im Plenarsaal blickten Birgit Keller und Bodo Ramelow in ihren Grußworten noch einmal auf die Beweggründe für das Themenjahr und die nun zu verzeichnenden Ergebnisse zurück. Weit über 300 Angebote habe es im Veranstaltungszeitraum gegeben; viele davon widmeten sich dem Auftrag, jüdisches Leben in seiner Gesamtheit abzubilden, also auch vom „Triumpf des Lebens“ Zeugnis zu leisten und neben den Blickwinkel der Shoa und der damit verbundenen Opferrolle die Lebendigkeit und die herausragenden Errungenschaften jüdischer Mitmenschen, historischer wie zeitgenössischer, zu stellen. So widmete Birgit Keller den Beginn ihrer Rede Eduard Rosenthal, der die erste demokratische Verfassung Thüringens entworfen hat, und Bodo Ramelow verwies auf das weit über Thüringen hinaus bekannte Unternehmen Simson in Suhl.

Anschließend kamen beim von Johannes Gräßer moderierten Podium der Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, Prof. Dr. Reinhard Schramm, und der Landesrabbiner Thüringens, Alexander Nachama, zu Wort, die aus ihrer Perspektive vom Gelingen des Themenjahrs berichteten. Schramm betonte mehrfach, wie wichtig es für heutige Juden sei, gute Kontakte und Anerkennung in der Gesellschaft zu finden und sich nicht in der eigenen Glaubensgruppe zu isolieren: „Wir wollen unseren Beitrag leisten, aber dafür brauchen wir die Gesellschaft“. Antisemitismus schade nicht nur den Juden, sondern der gesamten demokratischen Gesellschaft. Gerade weil es sich für eine Minderheit schwierig erweise, personell wie finanziell, ein solches Unternehmen wie das Themenjahr zu stemmen, sei er überaus dankbar, was da geleistet wurde in der kurzen Zeit und dass das Projektziel aufgegangen sei: „Wir selber hätten es allein nicht geschafft“.

Die Evangelische Akademie Thüringen war mit mehreren Veranstaltungen am Programm des Themenjahrs beteiligt und in die Vorbereitungen eingebunden. So waren zum Beispiel bei der Litera-Tour in Heilbad Heiligenstadt rund 100 Menschen auf den Spuren Heinrich Heines und der jüdischen Stadtgeschichte unterwegs gewesen. Beim gestrigen Dankesempfang war Studienleitern Dr. Sabine Zubarik anwesend und vertrat die EAT.