Evangelische Akademie Thüringen

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Voneinander wissen ist das A und O: Haupt- und Ehrenamtliche der politischen Bildungsarbeit in ländlichen Räumen vernetzen sich

  • 32 Teilnehmende aus ganz Deutschland kamen zur Vernetzungstagung in Erfurt zusammen. Foto: © Medebach/EAD
    32 Teilnehmende aus ganz Deutschland kamen zur Vernetzungstagung in Erfurt zusammen. Foto: © Medebach/EAD
  • In den nachmittäglichen Arbeitsgruppen ging es jeweils um Praxisbeispiele aus Kunst, Ehrenamt und Politik. Foto: © Lübbers/EAT
    In den nachmittäglichen Arbeitsgruppen ging es jeweils um Praxisbeispiele aus Kunst, Ehrenamt und Politik. Foto: © Lübbers/EAT
  • Vera Vorneweg stellte bei der abendlichen Lesung ihr Buch "Kein Wort zurück" vor. Foto: © Medebach/EAD
    Vera Vorneweg stellte bei der abendlichen Lesung ihr Buch "Kein Wort zurück" vor. Foto: © Medebach/EAD

Soziales Engagement und Ehrenamt waren schon immer ein bewährtes Mittel in ländlichen Regionen, um gesellschaftlich integriert zu sein und in der Politik vor Ort mitentscheiden zu dürfen. Das ist auch heute noch so; jedoch verändern sich die Bedingungen auf allen Ebenen: strukturell, z.B. in Sachen Förderung durch Bund und Land, medial im Zuge der Digitalisierung und individuell-lebenspraktisch durch hohe Mobilitäts- und Flexibilitätsansprüche in Beruf und Freizeit. Vereinfacht gesagt wird vieles dadurch kurzfristiger und administrativ aufwendiger. Statt einer dauerhaft angelegten Strukturförderung geht der Trend zur Projektförderung mit begrenzter Laufzeit, und neben das formalisierte, klassische Ehrenamt tritt ein sporadischeres Engagement, das wichtig, aber schwer zu kalkulieren und zu überschauen ist. Dem müssen Akteure in Dörfern und kleinen Ortschaften in ihren Planungen und Entscheidungen heutzutage gerecht werden. Keine leichte Aufgabe, und deshalb ist es gut, zu hören, wie es andere machen und sich mit Ihnen und mit Expert:innen aus Soziologie, Politik und Bildungsarbeit auszutauschen.

Dazu gab es Gelegenheit bei der Vernetzungstagung Zwischen den Generationen: Politik, Kultur und Ehrenamt vom 1. bis 2. Juni im Bildungshaus St. Ursula in Erfurt, an der 32 Personen aus allen Bundesländern und zahlreichen beruflichen Sparten teilnahmen. Organisiert wurde die Tagung von den Studienleiterinnen Dr. Kerstin Renz, Dr. Kerstin Schimmel und Dr. Sabine Zubarik aus den drei Evangelischen Akademien Bad Boll, Sachsen und Thüringen sowie von Mark Medebach aus der EAD, dem Dachverband der Evangelischen Akademien in Deutschland.

Neben Impulsvorträgen durch die Referierenden Prof. Dr. Marc Redepenning von der Universität Bamberg, Dr. Ansgar Klein vom Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement in Berlin und Dr. Thomas Gensicke von der Gensicke Sozialforschung München diskutierten die Teilnehmenden auch in Arbeitsgruppen, z.B. zu künstlerischen Interventionen im ländlichen Raum. Christian Rühl von der Mobilen Beratung Erfurt (MOBIT) berichtete von der Vereinnahmung generationeller Fürsorge durch rechtsextreme Akteure und David Wiedemann vom Ehrenamts-Stammtisch in Römhild teilte seine Erfahrungen zum Thema Demokratie stärken – Ehrenamt und Nachwuchsfrage im ländlichen Raum.

Bei der gemeinsam mit der Thüringer Landeszentrale für politische Bildung organisierten abendlichen Literaturlesung stellte die Autorin Vera Vorneweg aus Düsseldorf Ausschnitte aus Ihrem Buch „Kein Wort zurück“ vor. Im anschließenden Gespräch ging es unter anderem um das vielfach diskutierte Wort „Heimat“, um die Zurückeroberung der Sprache und die Neuentdeckung der eigenen sowie fremder Dörfer.

Immer wieder wurde betont, wie wichtig es für Akteure ist, voneinander zu wissen. So kann vermieden werden, dass unnötige und manchmal konfligierende Parallelstrukturen gebildet statt schon bestehende Netzwerke genutzt werden. Neben den informell aufgebauten Kontakten wollen sich die Teilnehmenden auch zukünftig weiter treffen und austauschen; eine Vernetzungstagung ist auch für das kommende Jahr wieder angedacht und es fanden sich bereits neue Mitglieder für das Vorbereitungsteam.