Evangelische Akademie Thüringen

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Wenn jedes Maß verloren geht…

  • Beim Abschlusspodium gingen die Meinungen auseinander: Die individuelle Freiheit und die Notwendigkeit der Mäßigung widersprächen sich. Es brauche aber verstärkte Anstrengungen, damit Wohlergehen und nachhaltige Entwicklung zugleich möglich würden.
    Beim Abschlusspodium gingen die Meinungen auseinander: Die individuelle Freiheit und die Notwendigkeit der Mäßigung widersprächen sich. Es brauche aber verstärkte Anstrengungen, damit Wohlergehen und nachhaltige Entwicklung zugleich möglich würden.
  • Gut gefüllte Exerzierhalle: Beim Forum „Wenn jedes Maß verloren geht“ trug Prof. Axel Noack vor, wie kritisch Martin Luther auf die sozialen Missstände seiner Zeit reagiert hat. Foto: © Holger Lemme.
    Gut gefüllte Exerzierhalle: Beim Forum „Wenn jedes Maß verloren geht“ trug Prof. Axel Noack vor, wie kritisch Martin Luther auf die sozialen Missstände seiner Zeit reagiert hat. Foto: © Holger Lemme.
  • „Wenn über uns der Himmel ist, müsste dann nicht unter uns, als die Erde, die Hölle sein?“ Olga Lakritz gewann den Poetry-Slam-Wettbewerb im Rahmen des Forums „Wenn jedes Maß verloren geht“ in Wittenberg.  Foto: © Holger Lemme.
    „Wenn über uns der Himmel ist, müsste dann nicht unter uns, als die Erde, die Hölle sein?“ Olga Lakritz gewann den Poetry-Slam-Wettbewerb im Rahmen des Forums „Wenn jedes Maß verloren geht“ in Wittenberg. Foto: © Holger Lemme.
  • Prof. Dr. Wolfgang Huber machte deutlich, dass sich der Geist der Reformation nicht im radikalen Ausstieg aus der Gesellschaft, sondern in der Auseinandersetzung mit der Welt als Berufung manifestiere. Foto: © Holger Lemme.
    Prof. Dr. Wolfgang Huber machte deutlich, dass sich der Geist der Reformation nicht im radikalen Ausstieg aus der Gesellschaft, sondern in der Auseinandersetzung mit der Welt als Berufung manifestiere. Foto: © Holger Lemme.

„…dann ist mir um die Welt bange.“ Mit diesem Satz schloss Prof. Dr. Gerhard Wegner vom Sozialwissenschaftlichen Institut der EKD seinen Impuls auf dem Forum des Ev. Verbands Kirche-Wirtschaft-Arbeitswelt am 29. Juni 2017 in Wittenberg. Bei der Veranstaltung im Rahmen der Themenwoche „Arbeit, Wirtschaft, Soziales“ setzten sich zeitweise bis zu 200 Gäste in der Exerzierhalle mit der Frage des Maßhaltens auseinander. Bischof i.R. Axel Noack brachte den Gästen die Luthertexte in Erinnerung, in denen dieser sich explizit zu wirtschaftlichen Fragen äußerten. Gerade Luthers Wucherkritik und seine Sorge um die Schwächsten sollten als Orientierung für die Gegenwart neu bedacht werden. Bischof i.R. Wolfgang Huber beschrieb im Anschluss die zentrale Bedeutung der Berufung auf Basis der Freiheit, die aus dem Glauben erwächst.

In der abschließenden Podiumsdiskussion wurde dann die Frage des rechten Maßes in der Gegenwart gestellt. Dr. Michael Kemmer vom Bankenverband sprach sich für den funktionierenden Wettbewerb als bestes Mittel gegen den Wucher aus. Prof. Dr. Michael Hüther vom Institut der deutschen Wirtschaft plädierte leidenschaftlich für ein freiheitliches Wirtschaftsmodell – ein Anspruch, dem die ihm bekannten wachstumskritischen Modelle nicht entsprächen. Der Ratsvorsitzende der EKD, Heinrich Bedford-Strohm, machte demgegenüber die Dringlichkeit deutlich, eine Wirtschaftsordnung zu finden, mit der die entwickelten Länder nicht mehr auf Kosten anderer leben. Denn das Maßhalten ist uns als Menschen aufgegeben – was das konkret heißt, muss zu jeder Zeit neu definiert werden.