Wenn jedes Maß verloren geht…
„…dann ist mir um die Welt bange.“ Mit diesem Satz schloss Prof. Dr. Gerhard Wegner vom Sozialwissenschaftlichen Institut der EKD seinen Impuls auf dem Forum des Ev. Verbands Kirche-Wirtschaft-Arbeitswelt am 29. Juni 2017 in Wittenberg. Bei der Veranstaltung im Rahmen der Themenwoche „Arbeit, Wirtschaft, Soziales“ setzten sich zeitweise bis zu 200 Gäste in der Exerzierhalle mit der Frage des Maßhaltens auseinander. Bischof i.R. Axel Noack brachte den Gästen die Luthertexte in Erinnerung, in denen dieser sich explizit zu wirtschaftlichen Fragen äußerten. Gerade Luthers Wucherkritik und seine Sorge um die Schwächsten sollten als Orientierung für die Gegenwart neu bedacht werden. Bischof i.R. Wolfgang Huber beschrieb im Anschluss die zentrale Bedeutung der Berufung auf Basis der Freiheit, die aus dem Glauben erwächst.
In der abschließenden Podiumsdiskussion wurde dann die Frage des rechten Maßes in der Gegenwart gestellt. Dr. Michael Kemmer vom Bankenverband sprach sich für den funktionierenden Wettbewerb als bestes Mittel gegen den Wucher aus. Prof. Dr. Michael Hüther vom Institut der deutschen Wirtschaft plädierte leidenschaftlich für ein freiheitliches Wirtschaftsmodell – ein Anspruch, dem die ihm bekannten wachstumskritischen Modelle nicht entsprächen. Der Ratsvorsitzende der EKD, Heinrich Bedford-Strohm, machte demgegenüber die Dringlichkeit deutlich, eine Wirtschaftsordnung zu finden, mit der die entwickelten Länder nicht mehr auf Kosten anderer leben. Denn das Maßhalten ist uns als Menschen aufgegeben – was das konkret heißt, muss zu jeder Zeit neu definiert werden.