Evangelische Akademie Thüringen

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Wie heißt das Böse?

Das Böse hat einen Namen - und zeigt in Geschichten und im Film meist zahlreiche Gesichter und Facetten. Foto: TETrebbien auf Unsplash
Das Böse hat einen Namen - und zeigt in Geschichten und im Film meist zahlreiche Gesichter und Facetten. Foto: TETrebbien auf Unsplash

In den Kacheln der Videokonferenz auf dem Bildschirm lauschen Teilnehmende gebannt der Musik. Die Gedanken kreisen, in den Köpfen legen sich alle eine Bild von schillernden Schurkinnen und fürchterlichen Fieslingen zurecht, während ein düsterer Soundtrack aus den Lautsprecherboxen tönt. Wie mag wohl das Böse klingen?

Diese Frage bildet den Einstieg zur Online-Veranstaltung „Das Böse hat einen Namen“ vom 26. November 2021. Ob nun der Joker aus „Batman“, die bösen Königinnen aus „Schneewittchen“ und „Dornröschen“ oder Voldemort aus „Harry Potter“ – Geschichten und Filme stecken voller vielseitiger Gegenspieler:innen, die anderen das Leben schwer machen. Sie sind böse, gruselig und gefährlich, aber auch faszinierend. Brauchen wir sie, die Fieslinge, Schurken und bösen Hexen? Damit die Geschichte spannend wird und einen Sinn hat? Brauchen wir das fiese Gegenüber, um zu wissen, wer wir sind?

Schon eingangs wurde im Online-Forum deutlich, dass es sehr unterschiedliche Vorstellungen vom Bösen geben kann, etwa wenn wir uns zu eingespielter Filmmusik den passenden Bösewicht ausmalen sollen. Sound und Thema, mit dem Schurkin und Fiesling die Bühne betreten, lösen bei uns bereits verschiedenste Assoziationen dazu aus, mit welcher Persönlichkeit wir es wohl zu tun bekommen.

Dass das (personifizierte) Böse im Film dabei nicht eindimensional, sondern facettenreich ist, zeigte auch der Impuls von Autor und Poetry Slammer Marius Hanke. Anhand einiger Filmschurk:innen beschrieb er Typen, die das Böse charakterisieren. Der „Urtypus“ des Bösen etwa ist böse um des Bösen willen – ihm oder ihr geht es darum, Zerstörung und Unheil zum bloßen Selbstzweck anzurichten. Eine klassische Figur dessen wäre etwa der Teufel. Das „psychopathische Böse“ wiederum richtet Schaden aufgrund einer Persönlichkeitsstörung oder psychotischen Neigung an. Hier wären beispielsweise Serienmörder:innen aus Filmen zu nennen, die Böses aus Freude daran tun. Ein weiterer Typus, das „gewordene Böse“, zeigt nachvollziehbare Gründe in der eigenen Biografie, die diese Person zu dem Handeln treiben, dass wir nun vielleicht als böse einstufen würden.

Der Frage, welchen Namen denn nun das Böse trägt, widmeten sich die Teilnehmenden zum Abschluss des Online-Forums. Dazu waren alle eingeladen, ihre ganz persönlichen Widersacher und Gegenspielerinnen zu zeichnen, die ihnen momentan im Alltag begegnen. Von Corona über fehlende Zeit oder die eigene Trägheit bis hin zu inneren Dämonen war auch hier eine breite Palette an Herausforderungen vertreten. So stellen sich uns die persönlichen Antagonisten, die es zu überwinden gilt und an denen wir womöglich wachsen, in ebenso vielen privaten wie gesellschaftlichen Bereichen entgegen.

Die Online-Veranstaltung war eine gemeinsame Kooperation der Evangelischen Akademie, der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, der Thüringer Landesmedienanstalt und der Jugendbildungsstätte Junker Jörg. Sie war Teil einer Reihe, die sich gesellschaftspolitischen Fragen in der Populärkultur widmet.