Evangelische Akademie Thüringen

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Wozu dient der Ruhestand?

  • Dr. Johanna Drewelies (Humboldt-Universität Berlin) beschreibt Wege zum Glücklichsein im Alter. Foto: © Holger Lemme/EAT
    Dr. Johanna Drewelies (Humboldt-Universität Berlin) beschreibt Wege zum Glücklichsein im Alter. Foto: © Holger Lemme/EAT
  • Beim World Café kommen die Tagungsgäste mit Vereinen und Initiativen ins Gespräch, die vielfältige Entfaltungsmöglichkeiten im Alter anbieten. Foto: © Holger Lemme/EAT
    Beim World Café kommen die Tagungsgäste mit Vereinen und Initiativen ins Gespräch, die vielfältige Entfaltungsmöglichkeiten im Alter anbieten. Foto: © Holger Lemme/EAT
  • Prof. Dr. Klaus Künemund und Dr. Claudia Vogel im Gespräch mit den Tagungsgästen: Der Übergang in den Ruhestand ist ein einschneidendes Lebensereignis. Foto: © Holger Lemme/EAT
    Prof. Dr. Klaus Künemund und Dr. Claudia Vogel im Gespräch mit den Tagungsgästen: Der Übergang in den Ruhestand ist ein einschneidendes Lebensereignis. Foto: © Holger Lemme/EAT

Wir arbeiten, um zu leben. Und leben, um zu arbeiten. Zumindest bis zum Ruhestand. Historisch gesehen war der Ruhestand meist recht kurz. Erst in den letzten Jahrzehnten hat sich im Sozialstaat das „dritte Lebensalter“ herausgebildet. Daher können wir heute davon ausgehen, nach dem Renteneintritt zwanzig oder mehr gesunde Jahre im Ruhestand zu verbringen. Aber womit füllen wir sie? Folgt nach dem Beruf die Berufung?

Während einer Kooperationstagung der Evangelischen Akademien Sachsen-Anhalt und Thüringen in Wittenberg wurden die Chancen ausgelotet, die das dritte Lebensalter für Kirche und Gesellschaft bietet (Bericht der Mitteldeutschen Zeitung. Harald Künemund (Universität Vechta) und Claudia Vogel (Deutsches Zentrum für Altersfragen) beschrieben, dass viele Menschen im Ruhestand auf Bewährtes setzten: Ehrenämter, familiäre Aufgaben und informelle Gruppen werden fortgeführt. Allerdings nehme auch Erwerbsarbeit von niedrigem Niveau zu: Während die einen weiter arbeiten wollten, seien andere aufgrund von niedriger Rente dazu gezwungen. Dennoch gelinge die Kompensation von Altersarmut durch fortgeführtes Arbeiten nur selten.

Wenn sich Ruheständler in Kirche und Gesellschaft ehrenamtlich engagieren, brauchen sie Ermutigung und Unterstützung. Keineswegs sollten im Ehrenamt Kriterien wie Leistungsfähigkeit oder Effizienz dominieren, da so soziale Ungleichheit weiter verstärkt würde. Der soziale Austausch sollte im Vordergrund stehen. Denn im Kern ist jede Betätigung im Ruhestand freiwillig, eine Pflicht zum Engagement daher Unsinn. Der Weg zur Lebenszufriedenheit führe, gute Gesundheit und funktionierende Infrastruktur vorausgesetzt, über Selbstbestimmung, soziale Beziehungen und ein positives Altersbild. Um dieses zu beschreiben, können sowohl das Engagement in der Gesellschaft (Aktivierung) und der Rückzug ins Private dienlich sein.

Nur eine Verpflichtung haben die Senioren nicht: den Jüngeren nicht zur Last zu werden. Schließlich haben sie ihr Lebenswerk vollbracht und verdienen die Unterstützung ihrer Kinder. So wie es das vierte Gebot besagt.