Evangelische Akademie Thüringen

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Antisemitismus – Ein Risiko für Demokratie und friedliches Miteinander

  • In gemeinsamen Gesprächsrunden diskutierten die Teilnehmenden über Antisemitismus und seine Erscheinungsformen. Foto: ©EAT
    In gemeinsamen Gesprächsrunden diskutierten die Teilnehmenden über Antisemitismus und seine Erscheinungsformen. Foto: ©EAT
  • Thekla Bernecker führte die Seminarteilnehmenden auf Spurensuche durch Eisenach. Foto: ©EAT
    Thekla Bernecker führte die Seminarteilnehmenden auf Spurensuche durch Eisenach. Foto: ©EAT
  • In einer thematischen Übung nahmen die Teilnehmenden die Perspektive der Betroffenen ein. Foto: ©EAT
    In einer thematischen Übung nahmen die Teilnehmenden die Perspektive der Betroffenen ein. Foto: ©EAT

Menschenfeindlichkeit, Hass und Ablehnung gegenüber Jüdinnen und Juden bleibt ein beständiges Problem der Gesellschaft. Historisch gewachsen und verwurzelt in Ideologien, zeigt er sich bis heute auf offener Straße, beispielsweise in Gewalt und Angriffen. Manchmal ist er jedoch auch nicht gleich auf den ersten Blick erkennbar und verbirgt sich in Vorurteilen, Verschwörungstheorien oder alltäglichen Sprichwörtern. Welche Bedeutung hat der historische Antisemitismus noch für unser heutiges Leben? Und in welchen Erscheinungsformen begegnet uns moderner Antisemitismus im 21. Jahrhundert? Fragen wie diesen widmete sich das Seminar „Antisemitismus heute“, das vom 9. bis 11. November 2018 in der Jugendbildungsstätte Junker Jörg stattfand.

Den Auftakt zum Seminar bildete am 9. November, dem 80. Jahrestag der Pogromnacht, der Kinofilm „Wir sind Juden aus Breslau“. Der Film begleitet 14 Zeitzeugen, die als Kinder in Breslau zu Hause waren, und zeichnet in Interviews und Gesprächen mit heutigen Jugendlichen ihre Lebensschicksale unter den Schrecken des Nationalsozialismus nach. Im anschließenden Filmgespräch mit allen Kinobesuchern betonte Regisseur Dirk Szuszies die besondere Verantwortung des Gedenkens, die die Gesellschaft heute habe. Das Erinnern und Lernen aus der Vergangenheit ist nun, in einer Zeit, in der die letzten jüdischen Zeitzeugen des Nationalsozialismus leben, umso wichtiger, um heutigem Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit begegnen zu können.

Im weiteren Verlauf des Seminars beschäftigten sich die Teilnehmenden mit aktuellen Tendenzen des Antisemitismus, unter anderem am Beispiel der diesjährigen ECHO-Verleihung. In Gesprächsrunden und Diskussionen sprachen sie über Erscheinungsformen und Erkennbarkeit von Antisemitismus sowie darüber, wie er als Risiko für die Demokratie zu beurteilen ist. In thematischen Einheiten und einer Übung wagten sie den „Blick des Anderen“: Wie kann Ich die Perspektive von Betroffenen einnehmen? Wie würde sich mein eigenes, gewohntes Leben in Familie, Gesellschaft und Beruf eventuell verändern, wenn ich selbst Jude oder Jüdin wäre? „Ich spüre bei mir selbst, dass ich das ungerecht finde: Ich als Nicht-Betroffener kann mich relativ problemlos vom Thema Antisemitismus zurückziehen, wenn es mir zu viel wird. Jüdinnen und Juden können das nicht“, fasste ein Seminarteilnehmer seine Gedanken zusammen.

Zum Seminarprogramm gehörte auch eine Exkursion in Eisenach. Kulturkoordinatorin Thekla Bernecker führte die Teilnehmenden dabei auf die Spuren jüdischen Lebens, aber auch antisemitischer Vorfälle, durch die Straßen der Stadt.
Das Seminar fand statt im Rahmen des Projekts „Antisemitismus und Protestantismus“ der Evangelischen Akademien in Deutschland.