Evangelische Akademie Thüringen

Veranstaltungen 2008

12. – 14. Dezember 2008

Stift Reinhardsbrunn, Friedrichroda

„Kritik der zynischen Vernunft“

Ein Philosophieseminar zum 25. Jahrestag des Werkes von Peter Sloterdijk

Für Jugendliche und Erwachsene

Ein viertel Jahrhundert ist es her, da tat ein Buch – zweibändig, knapptausend Seiten stark – mit einem Schlag ein neues Kapitel in derGeschichte des Geistes auf: Sloterdijks „Kritik der zynischenVernunft”. Was damals geschah, lässt sich heute als das Erlöschen einerjahrhundertealten Theoriehoffnung erkennen. Aufklärung, so das Resümee,hat nicht erleuchtet, sondern die hellen Köpfe nur noch gerissenergemacht. Am (vorläufigen) Ende triumphiert das nackte, schamloseInteresse, der Zynismus. Und die Abgefeimten haben das Lachen, dennauch das Gewissen ist ja als Vorurteil „erkannt”. In der SpurNietzsches sprach Sloterdijk vom „Nihilismus”, um seinen Untergang zubeschleunigen.

Aber wie steht’s damit? Ist sein Ende vorangekommen?Oder sollte sein Grinsen zuletzt alle Menschlichkeit verspotten unddies womöglich für immer?

Unser Referent ist der Philosoph und Begründer der philosophischen Praxis Dr. Gerd B. Achenbach aus Bergisch Gladbach

Dorothea Höck
Carsten Passin / philoSOPHIA e.V.

Programm

Beginn des Seminars:
Freitag, 12. Dezember, um 18.00 Uhr mit dem Abendessen
Ende des Seminars:
Sonntag, 14. Dezember, um 13.00 Uhr mit dem Mittagessen

Zum Inhalt:

Freitag, 12. Dezember 2008

19.30 Uhr
Warum wir Sloterdijks „Kritik der zynischen Vernunft” noch einmal lesen sollten 
Wer nur liest, was sich lohnt, wiederholt gelesen zu werden: also die bahnbrechenden, wegbahnenden, eingeschliffene Denkgepflogenheiten umwerfenden, neue Denkpfade eröffnenden  Bücher, die obendrein gut geschrieben sind und nicht bloß für speziell abgerichtete Fachleute verfasst wurden – für den ist die „Kritik der zynischen Vernunft”, die 1983 als Taschenbuch erschien, Pflichtlektüre!

Vortrag zur ideengeschichtlichen Wirkung des Werkes von Sloterdijk.

Samstag, 13. Dezember 2009

9.30 Uhr
Was gesucht wird – und warum.
Außerdem:
Zynismus als „aufgeklärtes, falsches Bewußtsein”
Gesucht wird „eine Philosophie aus dem Geist des Ja” und die Überwindung der Kritik-Routinen. Gesucht wird ein Denken nach dem „Aus” einer Aufklärung, die sich erschöpft hat.
Gefunden wird eine erste griffige Formel für die Resultate der Aufklärung: „Zynismus ist das aufgeklärte falsche Bewußtsein”.

Vom Ermüden der Ideologiekritik, vom Verdämmern der Psychoanalyse und „die allerchristlichste Abschaffung des Christentums”.
Die beiden Eckpfeiler jenes Bewußtseins, das noch den Aufschwung der „68er” beherrschte: Die Ideologiekritik und die Psychoanalyse werden verabschiedet. Die Religionen aber, so schien es damals, lagen bereits in Trümmern, als die Kritik mit ihrem Abräumen zu Werke ging. War also die „Kritik der Religion” tatsächlich die Voraussetzung aller Kritik?

15.00 Uhr
Die Galerie der Zynismen
Sloterdijk nannte es „das phänomenologische Hauptstück” seiner Kritik, die Phalanx der „Kardinal-” und „Sekundärzynismen”, wozu (u. a.) gehören: der „Militärzynismus”, der „Sexualzynismus”, der „Medizinzynismus”, der „Wissenszynismus”, der „Informationszynismus” der Medien als die „Schule der Beliebigkeit”, und schließlich der „Tauschzynismus”, der sich selbst als „die Härte des Lebens” präsentiert.
Schriebe Sloterdijk sein Buch heute noch einmal, fehlte bestimmt der „Zynismus der Märkte” nicht. Man wird das Kapitel nachtragen müssen. Gerd B. Achenbach wird es versuchen.

20.00 Uhr
„Zur Welt kommen”
Rüdiger Safranski über Peter Sloterdijk aus der Reihe „Philosophie heute”.
Danach: gemeinsame Diskussion.

Sonntag, 14. Dezember 2008

9.30 Uhr
Was kommt, wenn die Show der Zyniker aus ist?
Räumen die Akteure nicht bereits die Bühne?
Es sieht danach aus, als sei die Übertreibung des Zynismus in der Moderne, der sich als der neoliberale Turbokapitalismus der Global Players eine Zeit lang austoben durfte (auf Kosten anderer, wie jetzt jedermann erfährt), nun zu Ende.
Doch: Was kommt danach?
Ist der (Un-)Geist des Zynismus schon überwunden? Der seinerzeit von dem noch jungen Autor Sloterdijk als Lösung ins Spiel gebrachte antike „Original-Kynismus” mit seinen Diogenes-Frechheiten ist diese Antwort jedenfalls nicht.

Tagungsleitung

  • Dorothea Höck