Seit 1. Oktober ist Pfarrer Dr. Sebastian Kranich neuer Direktor der Evangelischen Akademie Thüringen. Jörg Sobiella hat ihn über seine neue Arbeit befragt. Das Interview wurde am 25. November auf MDR-Kultur gesendet. Hier können Sie es nachhören.
In der Anmoderation hieß es: Der bisherige Pfarrer im Kirchenkreis Halle-Saalkreis folgte auf den langjährigen Leiter Michael Haspel, der zum Sommersemester 2018 an die Universität Erfurt wechselte. Neben den Aufgaben als Direktor verantwortet Sebastian Kranich an der Evangelischen Akademie den Studienleitungsbereich „Theologie, Geschichte, Politik“. Sebastian Kranich wurde 1969 in Dresden geboren, war Kruzianer, Bausoldat, Hilfspfleger und studierte Theologie an der Universität Leipzig. Seine wissenschaftliche Laufbahn führte ihn an die TU Dresden, die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Er absolvierte sein Vikariat zwischen 2003 und 2005 in Leipzig. Seit 2015 arbeitete er als Pfarrer in elf Gemeinden im Pfarrbereich Dieskau.
„Demokratie beLEBEN“ lautete am Dienstagabend, 20.11.2018, das Motto in Bad Köstritz. Vielfalt Leben, die Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Greiz, hatte zur Demokratiekonferenz mit anschließender Gala eingeladen.
Studienleiterin Dr. Annika Schreiter hielt einen Impulsvortrag zur Frage, wie sich Demokratie beleben lassen könnte. Darin zeigte sie, dass Demokratie nicht nur eine komplexe Gesellschaftsform, sondern auch eine Lebensform ist, in der jede und jeder sich individuell entfalten kann. Grundrechte sind dafür wichtig, aber auch ein toleranter, gleichberechtigter Umgang miteinander. Demokratie als Staatsform hat die Aufgabe, diese individuelle Freiheit abzusichern und zu ermöglichen. Mitmachen können, gesehen werden, Meinungen verständlich äußern und ernst nehmen sind alles Voraussetzungen, die für ein demokratisches Miteinander wichtig sind. Deutlich machte Annika Schreiter dies am Beispiel eines Kürbisses, der unter drei Personen möglichst demokratisch aufgeteilt werden soll. Angelehnt ist dieses Beispiel an eine Übung aus dem demokratiepädagogischen Programm Betzavta. Gemeinsam nach einer einvernehmlichen Lösung zu suchen, wäre die beste Option, die alle zufrieden stellen kann. Unterschiedliche Kriterien zum Aufteilen finden weitere Optionen. Die Notlösung wäre, eine Mehrheit zu organisieren, was aber definitiv eine Minderheit benachteiligen würde.
Zur Demokratiekonferenz und -gala waren Engagierte aus der Partnerschaft für Demokratie des Landkreises Greiz geladen. Bei der Gala wurden zudem Projekte und Projektträger für ihr Engagement ausgezeichnet. Als symbolisches Geschenk gab es dazu ein Glas Honig aus dem Landkreis. „An diesem Honig haben viele fleißig gearbeitet, damit etwas Gutes heraus kommt – genau wie an den ausgezeichneten Projekten“, begründete Christian Mende, stellvertretender Vorsitzender des Beirats von Vielfalt Leben, die Wahl des Geschenks.
Die Arbeitsgemeinschaft Handwerk und Kirche blickt in der diesjährigen Ausgabe ihres Magazins unter dem Titel „Gehet hin in alle Welt. Ich bin bei euch! (Mk. 16, 15 und Mt. 28, 20)“ darauf, wie in handwerklichen Betrieben eine wertschätzende Personalführung gelebt wird. Klar ist: Wertschätzung gab es schon immer, vor allem im Handwerk mit seiner engen betrieblichen Kooperation und Fürsorge. Aber die Vorstellungen und Instrumente haben sich im Laufe der Zeit geändert – durch äußere wie auch innere Faktoren. So hat sich auch im Handwerk aus manch traditionellem Familienbetrieb ein professionell geführtes mittelständisches Unternehmen entwickelt. Im Magazin wird wertschätzende Personalführung nicht nur theologisch und psychologisch begründet, sondern auch auf Basis des DGB-Index Gute Arbeit empirisch analysiert. Darüber hinaus wird der Einfluss einer wertschätzenden beruflichen (Aus-)Bildung diskutiert. Abgerundet wird das Heft durch Stimmen aus der Praxis: von Handwerkerinnen, Auszubildenden, Funktionären der Handwerksorgane und Pastorinnen.
Sie können das aktuelle Magazin online herunterladen. Gedruckte Exemplare erhalten Sie bei der Evangelischen Akademie Thüringen.
Mit dem Zitat „Der Sommer zog über die Gräber her“ stand die ausgebuchte Tagung „Schriftsteller und der Erste Weltkrieg“ unter einem Motto aus Bertolt Brechts „Legende vom toten Soldaten“. Das facettenreiche Programm hielt beeindruckende Vorträge bereit, die zu – teilweise durchaus kontroversen – Debatten einluden. Im Mittelpunkt standen die Entwicklungen vom euphoriegesättigten Augusterlebnis des Jahres 1914 über die rasch einsetzenden Ernüchterungsprozesse bis hin zu den Bewältigungsstrategien in Weimarer Republik und Nationalsozialismus. Aber auch die Frage nach der gegenwärtigen Relevanz literarischer Auseinandersetzungen mit dem Krieg, seinen Ursachen und Folgen, oder die kritische Analyse des revolutionären Freiheitspathos der Jahre 1918/19 drängten sich in den Vordergrund der Gespräche. Eine besondere Eindrücklichkeit erhielt die Tagung nicht zuletzt durch die kommentierte Präsentation der Texte Stefan Georges und Bertolt Brechts, aus der erkennbar wurde, wie Zeiterleben und kritische Zeitgenossenschaft in faszinierender Dichtung bleibenden Ausdruck und Gestalt gewinnen können.
Es duftet wunderbar nach frischem Gebäck: Leckere Kekse aufgereiht auf Blechen, der Kuchen ist fertig und der Teig für die Brötchen des nächsten Morgens liegt in der Klimakammer. Das übliche Programm ist erledigt. Und doch gehen die Bäcker noch nicht nach Hause. Heute sind zwölf Konfirmandinnen und Konfirmanden in die Bäckerei Morgenstern nach Helbra eingeladen, um dort Brot für die Welt zu backen. Sie kommen aus verschiedenen Orten im Mansfelder Land und haben von den Älteren gehört, was für eine super Aktion dies ist. Zum fünften Mal seit 2014 sind Konfis der Region bei Hanspeter und Karin Corente in der Bäckerei Morgenstern zu Gast.
„Das Backen ist immer wieder ein Erlebnis und ergänzt perfekt den Konfirmandenunterricht, wo wir über Brot und Wein, das Abendmahl, aber auch den Wert der uns von Gott geschenkten Lebensmittel nachdenken. Und Fragen der globalen Gerechtigkeit beschäftigen uns dabei sehr. Deshalb ist es großartig, dass die Konfis bei dieser Aktion selbst aktiv werden. Wir sind sehr dankbar, dass wir Jahr für Jahr hier backen dürfen“, sagt Pfarrer Klemens Niemann aus dem Kirchenkreis Eisleben-Sömmerda.
Sie kneten und formen den Brotteig, dessen Hauptbestandteil Dinkel ist. Dabei stellen sie fest, wie klebrig der Teig ist – und dass man ihn mit etwas Mehl binden und dann besser kneten kann. Bevor die 23 geformten Laibe in die Backformen kommen, werden sie in Sesamkörnern gewendet. Dann gehen sie eine gute halbe Stunde, bevor sie 40 Minuten im Ofen backen. In der Zwischenzeit werden Plätzchen gebacken und über Brotsorten sowie die Arbeitsbedingungen im Bäckerhandwerk gefachsimpelt. Dann ist es soweit: Die duftenden, warmen Brote werden aus dem Ofen gezogen. Handwarm werden sie verpackt. Die frischen Brote nehmen die Konfis mit für ihre Familien, und einige verkosten das Brot gleich an Ort und Stelle. Denn natürlich hält es sich nicht bis zum 1. Advent, wenn die Aktion „5000 Brote – Konfis backen Brot für die Welt“ im Gottesdienst im Zentrum Taufe (St. Petri-Pauli) in Eisleben ihren Abschluss findet. Dann wird noch einmal gebacken, und die Gemeindeglieder bekommen knusprig frische Brote. Im Gegenzug spenden sie für Brot für die Welt. Denn noch einen Effekt hat diese Aktion: Mit den Einnahmen sollen Ausbildungsprojekte in El Salvador, Indien und Äthiopien unterstützt werden.
Vom 7. bis 9. November fand in Landau/Pfalz die Mitgliederversammlung der Evangelischen Akademien in Deutschland statt. Neben den wechselseitigen Informationen über die Arbeit in den 17 Akademien und Organisatorischem war auch Zeit für einen grundsätzlich-inhaltlichen Austausch.
Dabei lautete eine wichtige Frage: Was ist das Besondere an Evangelischen Akademien? Dazu lassen sich zwei Dinge sagen: Zum einen ist es der Diskurs. Denn Akademien bieten Raum für den Austausch von unterschiedlichen Akteuren mit verschiedenen Positionen auf der Basis von Hörbereitschaft und Argumentationsfähigkeit. Zum anderen ist es eine spezifische Spiritualität, die auf jenen Diskurs und seine Inhalte bezogen ist. In Evangelischen Akademien wird Spiritualität als Tiefendimension der Sacharbeit erlebt.
Doch sind Akademien heute noch zeitgemäß? Ja, mehr denn je. Denn tagtäglich ist es zu hören und zu sehen: Eine Gesprächskultur, die den Namen verdient, ist vielfach auf dem Rückzug. Damit gehen Veränderungen im vorpolitischen und politischen Raum einher, die für den Bestand einer freiheitlichen Demokratie gefährlich werden können. Gerade heute bieten Akademien einen Schutzraum für ein Gespräch, in dem mehr geschehen kann als Polemik und das starre Behaupten von Positionen.
Zugleich ist festzuhalten: Auch der akademische Diskurs verändert sich durch Digitalisierung und vermittels Sozialer Medien. Auch vor, während und nach einer Tagung wird getwittert und gepostet und im Anschluss von Veranstaltungen werden Blog-Beiträge geschrieben, wie dieser, den Sie gerade lesen. Fakt ist: Wir erleben und gestalten längst eine Verschränkung von Kommunikation unter Anwesenden mit Abwesenden. Diskurse werden so in einem weiteren Rahmen geführt. Zugleich werden sie oft unübersichtlich aufgrund der Vielzahl der Kommunikationskanäle.
Eine wichtige Erkenntnis dabei ist: Starke Inhalte dringen durch, die Kommunikationskanäle übergreifend. Für Protestanten ist das nichts Neues. Denn das war schon in der Reformation so. Die Thesen und Schriften Martin Luthers wurden verbreitet, ob per Flugblatt oder per Buch. Vieles andere wurde seinerzeit auch gedruckt und massenhaft verbreitet. Es erlangte aber bei weitem nicht solche Reichweiten und nachhaltige Wirkungsgrade.