Evangelische Akademie Thüringen

Veranstaltungen 2005

22. Juni 2005

St. Martinshaus, Erfurt

Martyrer. Zum Verständnis in den Religionen

Dialog Kirche und Recht

Verständnis und Bedeutung in den Religionen: Judentum, Christentum, Islam              
     
Veranstaltung im Rahmen der Reihe "Kirche und Recht"

Sehr geehrte Damen und Herren, die mitunter leid- und gewaltvolleGesichte der abrahamitischen Religionen sowie die gegenwärtigenSchreckensnachrichten über religiös motivierte Selbstmordattentäterwerfen humanitäre, theologische, politische und rechtliche Fragen auf.Immer wieder müssen wir uns der Anfrage stellen, welche gewaltformendenund gewaltmindernden Kräfte in den Religionen stecken. Wer waren/sindOpfer? Wer war/ist Täter? Was ist ein Martyrer?

In einer Veranstaltung im Jahr 2004 haben die beiden kirchlichenAkademien in Thüringen nach dem Verständnis der Menschenrechte in dengroßen Religionen: Judentum, Christentum und Islam gefragt. Hintergrundwar die globale Neubelebung des Religiösen aber zugleich auch die immerwieder wahrzunehmenden religiös fundamentalistischen Strömungen inEuropa und weltweit.

Der Begriff "Martyrer" verbindet sich in allen Religionen mit demZeugnis für die Wahrheit des Glaubens in ihren jeweiligeninstitutionellen Formen. Besonders in den Schriften des AltenTestaments verbindet sich der Gedanke des Martyriums mit dem Gedankendes Leidens. Der Martyrer stirbt als Gottes Knecht und stirbt für seineeigenen Sünden und stellvertretend für die Sünden seines Volkes.

Ein Blick in die Theologiegeschichte der Religionen macht deutlich,dass sich die Theologie der Ambivalenz des Begriffs bewusst war.Strenge Eingrenzungen und Definitionen, ja sogar der Hinweis auf dieUnzulässigkeit eines Drängens zum Martyrium konnten aber einenMissbrauch nicht verhindern. Beispiele dafür lassen sich inausreichender Zahl immer wieder finden.

Die gegenwärtige Neuinstrumentalisierung des Begriffs "Martyrer" gibtAnlass zur Sorge in allen Religionen. Eine Eindämmung bedarf nicht nurjuristischer und soziologischer Überlegungen, sondern verlangt dieAnnäherung an die religiösen Kernaussagen und eine theologischeReflexion.

Dazu laden wir Sie ganz herzlich ein.

Hubertus Staudacher
Katholisches Forum

Frank Hiddemann
Evangelische Akademie Thüringen


"Wenn in der pluralen Gesellschaft unter-schie
dlicheGlaubensüberzeugungen aufeinander treffen, dann ist das eine spannende,manchmal aber auch eine sehr anstrengende Sache. Im Dialog brauchtniemand seine Überzeugungen zu verleugnen. ... Manchmal herrscht ja derEindruck vor, Toleranz und Respekt anderen gegenüber bedeutet auch,andere Glaubens-wahrheiten und Überzeugungen nicht nur zu achten,sondern sie als genauso richtig anzusehen wie die eigenen. Das ist einIrrtum. Toleranz ist nicht Beliebigkeit. Toleranz und Respekt bedeutenja gerade, dass man die Existenzberechtigung anderer Überzeugungen undGlaubens-wahrheiten akzeptiert, die man nicht für richtig hält. ..."

(Altbundespräsident Johannes Rau, Rede am 22. Januar 2004 zum 275. Geburtstag von G. E. Lessing)

Programm

Mittwoch22. Juni 2005


18:00 Uhr
Begrüßung
Hubertus Staudacher


18:05 Uhr
Statements

Für das Judentum
Dr. Rachel Herweg, Berlin
Geb. 1960, Magistra in Jüdischen Studien, Promotion in Pädagogik.Mitbegründerin von "Bet Deborah". Lehraufträge an verschiedenenHochschulen, zuletzt in Bremen. Tätig als Familientherapeutin undErwachsenenpädagogin.

Für das Christentum
Prof. Dr. Volker Leppin, Jena
Geb. 1966 in Helmstedt, studierte Theologie und Germanistik in Marburg,Jerusalem und Heidelberg. 1994 Promotion, seit Sommersemester 2000Lehrstuhlinhaber für Kirchengeschichte an derFriedrich-Schiller-Universität Jena.

Für den Islam
Herr Yunis Qandil, Berlin
Geb. 1973 in Amman, Jordanien, ist Dipl.-Literatur- undSprachwissenschaftler. An der FU Berlin studierte er derPolitikwissenschaft. Als traditionell ausgebildeter Islamologe ist erin verschiedenen Gemeinden Berlins aktiv und war u.a. als freiwilligerPrediger tätig. Er ist engagierter Vertreter eines aufgeklärten unddemokratischen Islam. Mit dem Verein "Inssan für kulturelleInteraktion" wirbt er für das friedliche Zusammenleben der Religionen
ca. 21:00 Uhr
 Abschluss